piwik no script img

Gedicht: wir sind: Natur. Und sind wir wie ein samtner Pfirsich auch geborn, wie eine süße Beere – wir sterben wie's Okapi

Beweis:

Wie Pfirsiche den dünnen Ast,

der sie hervorbringt, mählich biegen:

so biegt die Frau beim Kinderkriegen

sich praktisch, kann man sagen, fast

identisch einem Brombeerzweig,

der unterm Druck unzähl'ger Beeren

(dem Newtonschen Gesetz zu Ehren)

sich langsam Richtung Boden neigt

und mit vergehndem Sonnenlicht,

gen Abend hin, in schwarzem Schatten,

vor Mäulern, auch den noch nicht satten,

sich ganz verbirgt: „Ihr seht mich nicht“ –

so birgt auch sorgsam jene Frau

ihr Baby, es ist kaum geboren,

in ihren buschwerkgroßen Ohren

ganz wie ein Brombeerbusch, genau –

und wie ein Specht am Baume klopft

und ihn behämmert wie bestußt:

so hämmert's Baby an die Brust,

aus der dann – ehrlich! – Harz raustropft – –

Und doch:

Wie Mandarinen zwischen Rot

und Gelb changieren, enden wir

wie jede Pflanze, jedes Tier

(auch das Okapi) mit dem Tod.

Thomas Gsella

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen