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Siegertyp Clement gibt sich imageträchtig geschlagen

■ Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen ernennt Reinhard Rauball zum Justizminister

Berlin (taz) – Der selbsternannte Modernisierer hat sich seine erste Delle eingefangen. Wolfgang Clement, nordrhein- westfälischer Ministerpräsident und normalerweise nicht um starke Sprüche verlegen, gibt sich seit gestern reumütig. Er habe, gestand er kleinlaut, das gegen ihn in der letzten Woche ergangene Urteil des Landesverfassungsgerichts Münster „vertieft geprüft“. Darin hatten die Verfassungsrichter entschieden, daß Clement die Zusammenlegung von Justiz- und Innenministerium wieder auflösen muß – und sich damit den heiligen Zorn des Landeschefs zugezogen. „Reformunwilligkeit“ hatte Clement den Rechtshütern attestiert und sogar hinzugefügt, daß ihm die ganze Diskussion „Spaß“ mache.

Sätze wie diese erregten indes nicht nur oppositionelle CDU-Gemüter, sondern ließen gleich eine ganze Protestwelle über Clement einstürzen. Der Karrieresprinter vom Rhein hatte sich rhetorisch vergaloppiert und beugt sich nun mit einwöchiger Verspätung dem Urteil. Gestern verfügte Clement die Trennung des Superministeriums und ernannte Reinhard Rauball zum neuen Justizminister.

Damit beweist Raus Nachfolger trotz seiner Niederlage einmal mehr Gespür für Showeffekte. Denn mit der Wahl Rauballs präsentiert Clement einen Kandidaten, mit dem niemand gerechnet hat und gegen den gleichzeitig niemand etwas einwenden kann. Der 52jährige Dortmunder Rechtsanwalt gilt als Star der juristischen Szene. In den 80er Jahren war er Präsident von Borussia Dortmund. Wirklich berühmt aber wurde der Sportanwalt dadurch, daß er 1992 einen Freispruch für die Sprinterin Katrin Krabbe erwirkte, die unter Dopingverdacht stand.

Sowohl die CDU als auch die Grünen begrüßten Rauballs Ernennung, beurteilten sie jedoch unterschiedlich. Während der CDU-Fraktionsvorsitzende Helmut Linssen die „späte Einsicht“ Clements betonte, die dem „Ansehen des Landes geschadet“ habe, billigt der grüne Koalitionspartner dem gestolperten Landeschef Lernfähigkeit zu. „Daß mit Rauball jetzt jemand ins Justizministerium kommt, der nicht aus den Verwaltungsinstitutionen stammt, begreifen wir durchaus als Chance“, sagte Grünen-Sprecher Reiner Priggen. Ebenso wie die CDU hatten auch die Grünen gleich nach der Fusion gegen die von Clement initiierte Zusammenlegung von Justiz und Innerem protestiert und fühlen sich nun als Gewinner der Ministeriumsaffäre.

So ganz geschlagen geben kann sich Clement, der die Siegerposen liebt, aber natürlich nicht. „Ich bin sicher“, sagte er, „daß Herr Rauball die begonnene Modernisierung der Justiz weiterführen wird.“ Gisa Funck

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