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„Grobe Wartungsfehler“ beim IC „Sylter Strand“?

■ Wurde der Waggon vom IC „Sylter Strand“, der vor Bremen wegen Geräuschen gestoppt wurde, nicht richtig gewartet? Die Bremer Staatsanwaltschaft ermittelt

Vier fehlende Befestigungsbolzen, eine angebrochene Radsatzlenkerfeder und eine durchgerissene Bremsscheibe: Nach neuesten Recherchen des Nachrichtenmagazins „Focus“ geht die Panne des vor Bremen gestoppten Intercity-Zuges auf „grobe Wartungsfehler“ zurück. Nach Angaben des Münchner Magazins wies der in Bremen abgekoppelte IC-Wagen mehrere Schäden am Fahrwerk auf, die Bahn-Mitarbeiter bei einer routinemäßigen Sichtkontrolle für den IC „Sylter Strand“ in der Nacht zum Donnerstag übersehen hätten. Die Deutsche Bahn AG jedoch wies die Vorwürfe am Wochenende strikt zurück. Die Bremer Staatsanwaltschaft hat aber bereits Ermittlungen eingeleitet.

Der in Bremen abgekoppelte IC-Waggon habe mehr Schäden am Fahrwerk aufgewiesen, als bislang von der Deutschen Bahn AG zugegeben wurde, hatte „Focus“ am Samstag gemeldet. Die Bahn hatte den Intercity 803 von Westerland nach Karlsruhe am Donnerstag kurz vor Bremen wegen Geräuschen und Schlingerbewegungen gestoppt. Dabei wurde laut Bahn entdeckt, daß an einem Radsatz ein Bolzen fehlte. In Bremen wurde der defekte Wagen abgehängt, der gesamte Zug vorsichtshalber in Duisburg angehalten.

Nicht nur ein Bolzen an einem Radsatz fehlte, schrieb Focus dann am Wochenende unter Berufung auf interne Ermittlungen des Bonner Eisenbahnbundesamtes (EBA): Das Amt habe zudem festgestellt, daß vier Befestigungsbolzen fehlten, eine Radsatzlenkerfeder angebrochen und eine Bremsscheibe durchgerissen war. Bei einem Check in der Nacht zum Donnerstag hätten Bahn-Mitarbeiter übersehen, daß der Waggon insgesamt nicht mehr betriebssicher gewesen sei.

Die Version der Deutschen Bahn AG hört sich dagegen ganz anders an: Bahn-Sprecher Martin Katz erklärte am Wochenende, die Bahn-Mitarbeiter hätten bei der routinemäßigen Sichtkontrolle des IC „Sylter Strand“ „keine sicherheitsrelevanten Mängel oder fehlende Bolzen beziehungsweise Schrauben bemerkt“. Die letzte Sichtkontrolle an dem Wagen sei in der Nacht zum Donnerstag in Dortmund vorgenommen worden. Hinweise auf interne Ermittlungen des Eisenbahnbundesamtes wolle man nicht kommentieren. Zu den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Eisenbahnbetrieb hielt sich die Bahn AG mit Kommentaren zurück.

Die Bremer Staatsanwaltschaft bestätigte dagegen am Samstag, daß „formell“ ein Verfahren eingeleitet wurde. „Doch das ist eine reine Routinesache“, sagte Staatsanwalt Jan Frischmuth auf Anfrage. Frischmuth erklärte, er könne nichts über den Stand der Ermittlungen sagen. „Wir haben noch keine Akten vorliegen.“ Der Bundesgrenzschutz habe das Verfahren eingeleitet. Derzeit sei die Bremer Staatsanwaltschaft „Herr des Verfahrens“, weil der Wagen „zufällig hier“ abgekoppelt wurde. „Wenn wir feststellen, daß es so schlecht um den Wagen bestellt war, daß ein möglicher Straftatbestand vorliegt“, werde das Verfahren an die zuständige Staatsanwaltschaft weitergeleitet, sagte Frischmuth.

Jetzt wartet man gespannt auf weitere Untersuchungen am Wagen: Nach Auskunft der Bahn AG sollen erste Ergebnisse frühestens Anfang kommender Woche veröffentlicht werden. Man werde aber nicht mit zusätzlichen Überprüfungen auf den Vorfall der vergangenen Woche reagieren, ließ das Unternehmen wissen. Schließlich hätte zu keinem Zeitpunkt die Gefahr einer Entgleisung bestanden, sagte Bahn-Sprecher Katz am Freitag. Der fehlende Bolzen sei nicht sicherheitsrelevant gewesen: „So ein Schaden kann aber an jedem Auto mal passieren“, erklärte Bahnsprecher Katz.

dpa/taz

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