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„Die haben das Bällchen gut laufen lassen“

■ Muntere Freiburger lassen Bayer-Coach Daum nach dem 1:1 sehr grimmig werden

Leverkusen (taz) – Am Ende hatte Bayer Leverkusen vor allem viel heiße Luft produziert. Als erstes Haus der Bundesliga läßt sich die schicke BayArena jetzt beheizen. Beim ansonsten eher lauen 1:1-Auftakt gegen den Sport-Club Freiburg gelang am Samstag zumindest die Demonstration dieser brandneuen Möglichkeiten – auch wenn sie bei vorfrühlingshaften 11 Grad Außentemperatur reichlich überflüssig war. Infrarot-Strahler, die rundherum unterm Tribünendach aufgehängt wurden, sorgen für den zusätzlichen Komfort, mit dem auf der Celsius-Tabelle bis zu acht Punkte Vorsprung gegenüber den realen Außenverhältnissen gutgemacht werden können.

Acht Zähler nach oben, das war vor der Partie gegen den Sport- Club Freiburg auch in der Bundesligatabelle das sportliche Maß gewesen, an dem man sich in Leverkusen noch einmal ausrichten wollte. Jetzt sind es schon zehn Punkte zum Tabellenführer Bayern München, zu viel, um unterm Bayer-Kreuz noch Titelträume zu pflegen. Was dafür sorgte, daß in der BayArena noch mächtig Feuer unterm Dach war, als die neuen Heizstrahler längst schon wieder ausgeschaltet waren.

„Das reicht nicht, um zur Bundesligaspitze zu gehören“, krittelte der grimmig dreinschauende Bayer-Coach Christoph Daum und fand mit einem ungehörigen Rempler gegen Referee Heynemann so schlecht aus dem Spiel, wie seine Elf zu Beginn hineingefunden hatte: „Diesem Schiedsrichter traue ich alles zu, aber wir haben ihn ja Gott sei dank nicht mehr lange.“ Mit einem durchaus vertretbaren Elfmeterpfiff hatte Heynemann die Freiburger Führung durch Weißhaupt (26.) eingeleitet. Und einmal ließ er bei einer rüden Attacke von Diarra gegen Zé Roberto (63.) Gnade vor Härte walten und zog Gelb. „Am Schiedsrichter hat es nicht gelegen, daß wir heute 1:1 gespielt haben“, befand nach dem Ausfall seines Cheftrainers Bayer-Manager Reiner Calmund. Aber an was dann?

An der mangelnden Chancenverwertung der Freiburger zum Beispiel, die nach klug vorgetragenen Kontern durch Günes (36.) und Weißhaupt (55.) zwei Riesenmöglichkeiten vergaben, für eine Vorentscheidung zu sorgen. Was im Stadion kaum jemand verwundert hätte, wo jeder sehen konnte, was Volker Finke seiner Elf nach dem Spiel attestierte: „Spaß am Fußball“. Die Voraussetzung dafür war eine bemerkenswert disziplinierte Umsetzung der taktischen Vorgaben. Pressing bis tief in die Leverkusener Hälfte, ein Libero, der in Drucksituationen weit aus dem Abwehrverband rückt, kaum ein Vorstoß der Heimmannschaft über die Flügel, bei der sich die Angreifer nicht einer Überzahl von Verteidigern gegenüber sahen. Und auf der Basis dieser intensiven Defensivbemühungen kam früh auch das geschickte Konterspiel zum Tragen – Leverkusen zeigte Wirkung, und Volker Finke bekannte hernach: „Natürlich bin ich nicht zufrieden mit dem einen Punkt – so wie wir den Gegner über weite Strecken kontrolliert haben.“

Verhaltene Zustimmung fand Finke von seinem Torhüter Richard Golz: „Man kann hier noch besser aussehen – wenn man mehr Tore macht.“ Einerseits. Andererseits hätte auch das eine schon reichen können, um mit drei Punkten nach Hause zu fahren, wäre Golz nicht sechs Minuten vor Schluß zum Leverkusener 1:1 gestolpert. „An einem eigenen Mann hängengeblieben“, schilderte er nachher selbst die Situation, bei der er nach einer Beinlich-Ecke gestrauchelt war, und Rink die Chance zum späten Ausgleich nutzte. Ganz unverdient war der nicht, weil die Ordnung im Spiel zum Ende gelegentlich wankte, auch wenn selbst beim Leverkusener Einwechselspieler Hans-Peter Lehnhoff der positive Eindruck vom Freiburger Spiel überwog: „Die haben das Bällchen gut laufen lassen.“ Ulrich Fuchs

SC Freiburg: Golz – Schumann, Hermel, Diarra – Günes (81. Hoffmann), Kohl (66. Rietpietsch), Weißhaupt, Pavlin (89. Zkitischwili), Baya, Kobiaschwili – Sellimi

Zuschauer: 22.000; Tore: 0:1 Weißhaupt (23./Foulelfmeter), 1:1 Rink (84.)

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