piwik no script img

Kein Ende der faulen Kompromisse

■ IOC-Mitglieder sollen weiter über Olympiavergabe entscheiden

Berlin (taz) – Die großangekündigte Reform der Olympiavergabe durch das Internationale Olympische Komitee (IOC), die nach Bekunden des Präsidenten Juan Antonio Samaranch ein wesentlicher Baustein zur Neustrukturierung der ins Zwielicht geratenen Organisation werden sollte, gerät in typischer IOC-Manier zum faulen Kompromiß. Wie der dem IOC nahestehende Branchendienst sport intern berichtet, soll bei der Außerordentlichen Vollversammlung am 17. / 18. März in Lausanne ein Kompromißvorschlag verabschiedet werden, welcher den IOC-Mitgliedern weiter das letzte Wort sichert. Allerdings soll die Zahl der Kandidaten durch Vorauswahl auf zwei statt bisher fünf reduziert werden. Anfang Februar hatten sich in Lausanne rund 50 IOC-Mitglieder gegen Samaranchs Plan ausgesprochen, künftige Olympiastädte nur noch von einem kleinen Gremium bestimmen zu lassen. Diese Weigerung, sich selbst zu entmachten, brachte den von Rücktrittsforderungen gebeutelten Präsidenten in die Bredouille. Selbst wenn ihm in Lausanne die Mitglieder – wie erwartet – das Vertrauen aussprechen, wäre er bei Ablehnung seiner Vorschläge kaum noch im Amt zu halten.

„Wenn man in dieser Frage, der wichtigsten, kein Zutrauen in die IOC-Mitglieder und ihren Ehrenkodex hat, dann kann man es auch in allen anderen Fragen nicht haben“, findet das deutsche IOC- Mitglied Walther Tröger mit treuherziger Naivität. Zutrauen in die IOC-Mitglieder ist nämlich momentan ein höchst seltenes Gut. Dies drückt sich auch in einem Hilfegesuch des NOK-Vorsitzenden der USA, Bill Hybl, an Präsident Clinton aus. Dieser soll dafür sorgen, daß das IOC in den USA und anderen Staaten zu einer „öffentlichen internationalen Organisation“ erklärt wird und so den Korruptionsgesetzen voll unterliegt. „Jetzt ist ein starkes Durchgreifen dringend notwendig, damit wir die Olympischen Spiele nicht ganz verlieren“, fordert Hybl ein Ende aller faulen Kompromisse. Matti

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen