piwik no script img

Antworten auf Letzte Fragen

Ebbe und Flut stehen hauptsächlich im Zusammenhang mit dem Mond. Wenn sich der Mond ungefähr 1 pro Tag um die Erde dreht, warum haben wir dann 2 pro Tag Ebbe und Flut? (27.2.99)

Ganz einfach ist es nicht, weil sich drei Effekte überlagern:

(1) Die Anziehungskraft des Mondes auf die Wassermassen der Erde. Da die Anziehungskraft mit zunehmender Entfernung abnimmt, werden die Wassermassen auf der dem Mond zugewandten Seite stärker angezogen als die Wassermassen auf Höhe der Erdmitte (d.h. mit gleichem Abstand wie zum Erdmittelpunkt). Am wenigsten werden die Wassermassen auf der dem Mond abgewandten Erdseite von diesem angezogen.

(2) Die Fliehkräfte aufgrund der Umlaufbewegungen von Erde und Mond. Sie sind überall auf der Erde gleich groß. Ihnen verdanken wir, daß Erde und Mond trotz gegenseitiger Anziehung nicht aufeinander zufliegen. Für den Erdmittelpunkt und die Wassermassen auf Höhe der Erdmitte sind die Anziehungskräfte durch den Mond genauso stark wie die besagten Fliehkräfte. Da beide Kräfte einander entgegengerichtet sind, heben sie sich gegenseitig auf: kein Flutberg. Für die Wassermassen auf der dem Mond zugewandten Seite sind die Anziehungskräfte stärker als die Fliehkräfte: es bildet sich ein „Anziehungskraft“-Flutberg. Auf der dem Mond abgewandten Erdseite sind die Fliehkräfte größer als die Anziehungskräfte: Es entsteht ein „Fliehkraft“-Flutberg.

(3) Die Erdrotation. Jeder Punkt auf der Erdoberfläche dreht sich im Laufe eines Tages durch beide Flutberge hindurch, also gibt es pro Tag 2 x Ebbe (= ablaufendes Wasser) und 2 x Flut (= steigendes Wasser); genaugenommen nur etwa alle 24 Stunden und 50 Minuten, weil der Mond auf seiner Umlaufbahn um die Erde nach einem Tag schon ein Stückchen weiter gewandert ist. Übrigens braucht der Mond für einen Umlauf um die Erde etwas mehr als 27 Tage. Durch die Erdrotation scheint es nur so, als wäre es ungefähr 1 Tag. (Auch die Sonne dreht sich ja nicht 1 x pro Tag um die Erde.) Allerdings würden sich die beiden Flutberge nur für eine gleichmäßig mit Wasser bedeckte Erde nach diesem Schema ausbilden. Wegen Küstenlinien, unterschiedlichen Meerestiefen und der Überlagerung mit der etwa um die Hälfte geringeren Gezeitenwirkung durch die Sonne entsteht ein kompliziertes System von Gezeitenströmungen, mit dem Ergebnis, daß die beiden Flutberge sich in der Regel gar nicht an den dem Mond zu- oder abgewandten Erdpunkten befinden.Hans-Joachim Kümpel, Bonn

Es gibt ja auch zwei Monde: Halbmond und Vollmond. (Genaugenommen sind das zwar nur anderthalb Monde, aber das Meer nimmt's nicht so genau, und ab 5 wird sowieso aufgerundet.) Carsten Wanke, Sankt Augustin

Stimmt ja nicht! Am Tag ist nur einmal Ebbe und Flut! (Einmal ist allerdings noch in der Nacht.) Christa Müller, Blender

Trotz anderslautender Gerüchte ist die Erde nicht in Ihrem Mittelpunkt am Firmament festgenagelt, sondern eiert zusammen mit dem Mond um einen gemeinsamen Schwerpunkt durch die Weltgeschichte.

Auf der mondzugewandten Seite macht die Mondanziehungskraft den Flutberg. Auf der gegenüberliegenden Seite macht ihn die Zentrifugalkraft, die bei der ganzen Eierei rauskommt. Zwischen den Flutbergen ist halt Ebbe, also jeweils zweimal pro Tag.Reinhard Günzer, Blender

Wo bleiben eigentlich die Viren und Bakterien in der Zeit zwischen zwei Epidemien? (27.2.99)

Im Internet! Christa Müller, Blender

Die Viren und Bakterien versammeln sich alle an einem Ort nahe der belgischen Grenze, wo die Bedingungen zur Vermehrung optimal sind. Es handelt sich bei diesem Ort um die Komposttonne der WG Oppenhoffallee in Aachen. Bei der nächsten Leerung wird es wohl leider wieder viele Opfer zu beklagen geben. Leider sind die Leerungen derart unregelmäßig, daß eine seriöse Voraussage der nächsten Epidemie nicht möglich ist.WG Oppenhoffallee, Aachen

Gibt es eine elegante und wirkungsvolle Variante, nach dem Bad am Sandstrand die Füße ohne Sand in die Socken zu bekommen? (27.2.99)

Du kannst doch Handstand, oder? Deine Freundin zieht Dir Socken und Schuhe an und trägt Dich dann vorsichtig aus dem Wasser.Bachbine

In der Sonne trocknen lassen und dann abklopfen.Helmut Richter, Frankfurt/M.

Die Friesen badeten schon immer mit Socken und gingen danach auch mit selbigen ins Bett. Beschwerden über Sand in Strümpfen oder auf dem Laken sind von Einheimischen nicht bekannt. Diese Sorgen kennen nur uneingeweihte Reisende, die dann die Gästebetten einsauen. Hier hilft nur Anpassung an die einheimischen Sitten.Jana Wörpel, Wackernheim

Warum schlagen die Klebeflächen von Briefumschlägen beim Aufreißen Funken? (20.2.99)

Diese Leuchterscheinung tritt nicht hur bei Briefumschlägen auf, sondern bei den meisten Klebestreifen und heißt Tribolumineszenz. Dieses „Reibungsleuchten“ ist u.a. auch bei Salz, Quarz, Marmor und Zucker zu beobachten (Zerbeißen von Bonbons). Es handelt sich dabei nicht um Funken, sondern um kaltes Leuchten. Durch Ladungstrennung beim Reißen, Reiben oder Zerbrechen entstehen starke elektrische Felder, die vor allem Stickstoffspuren im Material zu blauem Leuchten anregen.Jochen v. Mandel, Trebur

Warum haben Schüsseln beim Arzt immer Nierenform? (13.2.99)

Da unsere abendländische Medizin ganz wesentlich auf der magischen Wirksamkeit der Rituale von „Halbgöttern in Weiß“ beruht, handelt es sich bei den Nierenschalen um einen typischen Fall von sympathetic magic (ganz ähnlich, wie ein Voodoo-Priester Nadeln in das Abbild einer Person stechen kann, um das Original zu schädigen). Beim europäischen Mediziner werden die Patienten „auf Herz und Nieren“ untersucht. Zur Steigerung der Wirksamkeit dieser Praktiken kamen daher zwei Schalenformen in Betracht, von denen die Herzform aber wegen Kitschverdachts ausschied. Ein weiteres interessantes Beispiel von Abbildzauber bei europäischen Medizinern sind die Honorarforderungen. Diese Rechnungen werden auf rechtwinkligen Papierstücken ausgefertigt, was exakt der Form jener Geldscheine entspricht, deren Erwerb damit intendiert ist.Dr.phil. Rüdiger Haude, Aachen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen