Ristic kann die Bayern nicht schlagen. Wer dann?

■ Beim 3:1 im DFB-Halbfinale hat selbst ein krasser Außenseiter wie Rot-Weiß Oberhausen die Bayern nicht schrecken können. Nun wähnt man sich in München endgültig unbesiegbar

Gelsenkirchen (taz) – Nachdem er in freundlicher Gewogenheit dem frustrierten Hader seines Kollegen Alexander Ristic über späte vertane Torchancen und frühe Pannen in der Defensive gelauscht hatte, gab Ottmar Hitzfeld dem Oberhausener Trainer noch ein paar tröstende Worte mit auf den Weg: Dieses Halbfinale im DFB- Pokal, sagte der Trainer des FC Bayern München, sei „spannend und interessant“ gewesen. Das zu sagen, war reine Wohlerzogenheit. Das einzige Spannende war für einige tausend potentielle Zuschauer die Frage gewesen, wann und ob sie das Gelsenkirchener Parkstadion je erreichen würden. Die Straßenbahn vom Hauptbahnhof hatten einen Oberleitungsschaden; vor der Autobahnausfahrt Gelsenkirchen-Buer staute sich der Verkehr noch zur Anstoßzeit auf 17 Kilometern. So ersparten sich viele Oberhausener Fans die ersten beiden Gegentore.

Die Bayern-Fans verpaßten auch nichts Ungewöhnliches. Ihr Team absolvierte wieder einmal ganz unaufgeregt, ganz konzentriert, ganz souverän und ganz schön anzusehen ein Pflichtspiel. Und gewann es 3:1. Weshalb Lothar Matthäus später einmal mehr die Frage beantworten sollte, wie man diese Bayern überhaupt schlagen könne. Das weiß er derzeit aber auch nicht. Mit der Erfahrung eines Spielers, der in einer Weltmeisterelf gespielt und mit Inter Mailand Meister und Uefa- Cup-Sieger geworden ist, sagte er nur dies: „Man“, also er höchstpersönlich, „spielt in der besten Mannschaft, in der ich je gespielt habe.“ Mahnen muß Matthäus trotzdem: „Wir haben noch nichts erreicht.“

Werden sie aber, die Bayern, glaubt Achim Weber. Für den Rest der Fußballrepublik fürchtet der Stürmer des Zweitligisten, ist nach diesem Pokalspiel „die letzte Chance, die Bayern zu stoppen“, vertan. Sollte heißen: Wenn nicht ein Außenseiter, dann werde keiner mehr die Schwachstelle im Münchner System finden. Eine entscheidende Entdeckung machten die Oberhausener nicht. Sie erlebten nur, daß Bayern sich inzwischen sogar Großmut leisten kann. Der Elfmeter zum späten Ehrentreffer war ein Geschenk von Oliver Kahn. Durch den verwandelten Strafstoß hatten die Oberhausener Fans wenigstens etwas, worüber sie sich freuen konnten, während sie wieder im Stau standen oder in erneut stehen gebliebenen Straßenbahnen hockten.

Die Delegation aus München war da längst von dannen gezogen. Man hatte wieder eine Etappe abgehakt auf dem Weg zu einem Ziel, das die Bayern selbst immer offener avisieren und das Wort Triple in den allgemeinen Sprachgebrauch eingeführt hat. Triple ist zwar im Vergleich zum ehrwürdigen Double nicht eben ein imposanter Begriff, aber wohl ein unausweichlicher. Hitzfeld sagte es so: „Es ist unsere Pflicht, in jedem Spiel und jedem Wettbewerb erfolgreich zu sein.“ Manager Uli Hoeneß erklärte, ein sehr vorzeitiger Gewinn der Deutschen Meisterschaft wäre gut, um sich intensiv auf die Champions League konzentrieren zu können. Das Pokalfinale ist in diesen Überlegungen offenbar ein Selbstgänger. Jedenfalls ließ sich Hoeneß einen Moment lang hinreißen, so als sehe er schon drei blankgeputzte Trophäen in den Vitrinen an der Säbener Straße stehen: „Natürlich träumen wir vom totalen Erfolg.“ Dann verbot er sich die vorpreschenden Phantasien schnell wieder: „Das kann man nur hoffen – nicht aussprechen.“ Katrin Weber-Klüver

FC Bayern München: Kahn – Matthäus – Linke, Kuffour – Strunz, Jeremies, Effenberg (84. Helmer), Lizarazu – Basler (66. Zickler), Elber (71. Scholl), Jancker

Zuschauer: 47.300

Tore: 0:1 Jancker (25.), 0:2 Effenberg (42.), 0:3 Linke (80.), 1:3 Scheinhardt (85./Foulelfer)

Rot-Weiß Oberhausen: Müller – Ciuca – Quallo, Scheinhardt, Konjevic (46. Hopp), Arens – Luginger, Pröpper, Bieber (46. Rus) – Toborg, Weber