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■ SoundcheckTherapy?

Gehört: Therapy? Am Dienstag abend erinnerte das schottische Trio Therapy? im aufgeheizten Docks an ein Stürmchen im Wasserglas. Das klare Riff und die klare Sache, der Frontmann und das Frontschwein, das Publikum und dessen Überzeugtheit, daß gerechte Aufschreie mit melancholischen Untertönen dich selber überwältigen. Es muß für viele erhebend gewesen sein.

Es erhob einige so sichtbar, daß sich aus dem Hardcore-Pop von Therapy? doch eine Lehre ziehen ließ: Jugendliche heute glauben höchstwahrscheinlich nicht, daß sie im Recht sind und andere sich dagegen stellen, daß sie im Recht sein sollen. Die Docks-Besucher haben aufgehört, an Konzerte, an Songs oder Bands zu glauben. Worüber sie sich beim Abspielen zum Beispiel des Hits „Trouble Gum“ freuen, ist vielmehr die Einsicht, daß sie ihr Glück auch in der beschissensten Lage erkennen werden.

Ihr Leben wird sich nicht dadurch ändern, daß sie etwas anders machen, sondern dadurch, daß sie erkennen, daß die beschissene Lage von gestern das Glück von heute bedeutet, auch wenn sich nichts seit gestern geändert hat. Einzige Voraussetzung: Nur richtig hinkieken. Therapy? im Docks: Kapitalismus und Schizophrenie.

Kristof Schreuf

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