: Nicht der Dollar, das Management ist zu schwach
■ 6000 Menschen gegen DASA-Stellenabbau / „Dolores“ schürt Kampfbereitschaft
„Dolores“, die Schmerzensreiche! Gegen das gleichnamige Sanierungsprogramm (Low dollar rescue), mit dem die Daimler-Luftfahrt-Tochter DASA ihre hohen Verluste auszugleichen sucht, demonstrierten gestern 6000 Hamburger DASA-MitarbeiterInnen. Allein im Airbus-Werk in Finkenwerder sollen bis 1998 mehr als 6000 der derzeit 16.700 Arbeitsplätze abgebaut werden. „Wir haben die Nase voll von Stellenkürzungen und lassen uns nicht weiter platt machen. Jetzt zeigen wir dem Dasa-Vorstand, daß er nicht alles mit uns machen kann“, empört sich ein Familienvater (45), der seit 19 Jahren bei dem Flugzeugbauer beschäftigt ist und die „schmerzhafte“ Schrumpfkur um tausende Jobs schon in den vergangenen Jahren miterlebte.
Weder Nieselregen noch Nebel konnten die FlugzeugbauerInnen schrecken: Für Stunden ließen sie ihre Arbeit liegen, um – oft in Begleitung ihrer Familien – auf dem Elbdeich vor dem Werk Finkenwerder eine fast drei Kilometer lange Menschenkette zu bilden. Unter dem Motto „Wer nich will dieken, mut wieken“ („Wer nicht will deichen, der muß weichen“) entrollten sie ein 200 Meter langes Transparent mit Parolen gegen das DASA-Sparkonzept. „Schützt der Deich vor Naturgewalten, werden wir mit Menschenkraft unsere Arbeitsplätze verteidigen“, meinte ein IG-Metaller zum Symbolgehalt der Aktion.
Für den Betriebsrat steht fest: „Das Dolores-Papier muß vom Tisch, sonst gibt es keinen Dialog mit uns“. Alle Arbeitsplätze müßten gesichert werden. Die Schuld an den jüngsten Konzernverlusten schreiben die meisten „Managementfehlern“ des Vorstandes zu. Diese Einschätzung teilt auch Bürgermeister Henning Voscherau (SPD), der sich beim Protestzug ins erste Glied mit dem Betriebsrat einreihte und markige Worte gegen den DASA-Vorstand fand: Das Dollarproblem sei nur „vorgeschoben“, es lenke von den wirklichen Aufgaben ab, sei „Geschichtsklitterung“.
Ob ihr Protest einen Stellenabbau verhindern kann, weiß niemand sicher: „Wir hoffen es sehr“, meint ein 50jähriger und klopft einem Kumpel auf die Schultern: „Es wäre doch ungerecht, wenn wir für die Fehler der Manager büßen müßten.“ Ein Flugzeugbauer: „Wenn man alles nur hinnimmt, hat man gleich verloren.“ dpa/taz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen