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Indonesien zerfällt

■ Etwa 100 Tote nach Unruhen auf Borneo. Mehrere tausend Häuser niedergebrannt

Jakarta (dpa) – Bei schweren ethnischen Konflikten zwischen Eingeborenen und Umsiedlern im indonesischen Teil der Insel Borneo sind bis gestern mindestens 96 Menschen ums Leben gekommen. Die Sicherheitskräfte vermuteten nach sechs Tagen blutiger Kämpfe zwischen eingesessenen Dajaks und zugewanderten Maduresen sogar weit mehr als 100 Tote.

Zahlreiche Opfer in der Provinz West-Kalimantan seien begraben worden, ohne daß die Behörden davon erfahren hatten. Mehrere tausend Häuser wurden niedergebrannt. Etwa 15.000 Menschen verließen aus Furcht vor neuen Gewalttaten ihre Dörfer, viele von ihnen waren auf der Flucht in die Provinzhauptstadt Pontianak, wo Notunterkünfte völlig überlastet waren. Hilfsorganisationen warnten vor Hunger und Seuchen.

Gestern war die Lage um die Stadt Sambas gespannt, aber zunächst ruhig. Die Dajaks, die früher als Kopfjäger berüchtigt waren, belagerten nach Angaben von Polizei und Militär aber zusammen mit ebenfalls eingeborenen Malayen weiter einige Dörfer, die von Maduresen besiedelt sind. Zahlreiche Opfer waren nach Angaben von Augenzeugen enthauptet worden. Der Militärkommandeur befahl den um mehrere hundert Mann verstärkten Truppen, scharf auf Gewalttäter zu schießen. Der Gouverneur der Provinz West-Kalimantan machte die zugewandereten Maduresen für die Konflikte verantwortlich, weil sie die Kultur der Dajaks nicht respektierten.

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