: Trinkwasserfeste Lösung
HWW, Bauern und Profigärtner regeln Interessenkonflikte in Wasserschutzgebieten künftig unter sich ■ Von Gernot Knödler
Eigentlich ist sowieso alles in Butter: Im Hamburger Grundwasser finden sich keine Pflanzenschutzmittel und nur unbedenkliche Mengen an Nitrat, behauptet Hanno Harmes, der für Wasserversorgung zuständige Geschäftsführer der Hamburger Wasserwerke (HWW). Und das Naß speziell aus den jungen Wasserschutzgebieten Curslack/Altengamme sowie Süderelbmarsch/Harburger Berge sei überhaupt das beste von ganz Hamburg, ergänzt Hans-Peter Cornils, der Präsident der Hamburger Landwirtschaftskammer.
Trotzdem haben die HWW, der Gartenbau- und der Bauernverband gestern einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, mit dem Konflikte beigelegt werden sollen, die sich aus der gemeinsamen Nutzung dieser Wasserschutzgebiete ergeben können. Reine Vorsorge, wie die Beteiligten versichern, und dazu deutschlandweit einzigartig, denn die Umweltbehörde hat nur Pate gestanden; Vertragspartei ist sie nicht.
Fast zwei Fünftel der gut 130 Milliarden Liter Grundwasser, die die HWW im vergangenen Jahr förderten, stammen aus den beiden Schutzgebieten Curslack und Süderelbmarsch. Um das Wasser trinkbar zu halten, müssen die Bauern in solchen Gebieten zum Beispiel auf bestimmte Pflanzenschutzmittel verzichten und kürzere Prüfintervalle für Dieseltanks in Kauf nehmen.
Damit die einzelnen Bauernhöfe und Gartenbaubetriebe wegen solcher Auflagen keine Ausgleichszahlungen verlangen und auch nicht unter Berufung auf das Wasserhaushaltsgesetz vor Gericht ziehen, stellen die HWW einen Fonds von jährlich 200.000 Mark bereit. Der Löwenanteil davon soll dazu verwandt werden, Verluste der Landwirte zu ersetzen; mit 50.000 Mark soll die halbe Stelle eines Wasserberaters für die Betriebe bezahlt werden.
Wenn also ein neuer Schädling eingeschleppt würde, dem nur mit verbotenen Pflanzenschutzmitteln beizukommen wäre, müßte der Berater zusammen mit den Vertretern der Vertragsparteien eine Lösung suchen: Gibt es eine Alternative zu dem Gift? Kann es möglicherweise ganz fein und punktuell dosiert angewandt werden, oder ist es Zeit, die Tresortür zum Fonds zu öffnen?
Doch der Berater soll noch mehr können: „Ich möcht' so gerne einen Umweltberater haben“, sagt Hans-Peter Cornils. Dieser wäre stets mit dem Stand der Forschung vertraut; er wüßte, wie sich Düngemittel satellitengesteuert punktgenau dosieren lassen und welche Raubmilbe das Gift gegen die Weiße Fliege überflüssig macht. Wer die andere Hälfte der Stelle dieses Supermannes im vorsorgenden Umweltschutz bezahlt, ist allerdings noch offen. Cornils findet, das könne ruhig die Allgemeinheit tun, schließlich profitiere sie davon.
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