: „Stolzer Serbe“ auf den Steckbriefen von Interpol: Zeliko „Arkan“ Raznjatovic
Nationalhelden sind in ihrem Land im allgemeinen unantastbar. Zeliko Raznjatovic (46), genannt „Arkan“, der „Tiger“, ist einer, der das zu genießen und zu nutzen weiß. Der zweifelhafte Ruhm des „stolzen Serben“ stützt sich auf die brutalen Einsätze seiner Freischärlertruppe in Bosnien zwischen 1991 und 1995. Den „Tigern“ werden zahlreiche Übergriffe auf muslimische Zivilisten vorgeworfen; sie sollen vergewaltigt, geplündert und gemordet haben. In Zeiten nationalistischen Wahns wird einer wie Raznjatovic zum Prominenten: Die fünfte Hochzeit des Gründers der ultranationalistischen Serbischen Partei der Einheit 1995 wurde live im Fernsehen übertragen. Seine Beziehungen zu Präsident Milosevic sollen eng und freundschaftlich sein.
So viel Öffentlichkeit macht immun: Obwohl allgemein angenommen wird, daß Raznjatovic nicht durch seine Belgrader Konditorei zum Millionär geworden ist, und Polizeispezialisten seinen Namen schon seit Jahren im Zusammenhang mit illegalen Ölgeschäften, Schutzgelderpressung und Waffenhandel nennen, läßt ihn die jugoslawische Staatsanwaltschaft in Ruhe. Bevor er 1991 seinen Aufstieg zum „Haupt der Belgrader Unterwelt“ antrat, soll sich der „Tiger“ in der Grauzone zwischen Geheimdiensten und organisierter Kriminalität bewegt haben. Zwar wurde „Arkan“ 1975 in Brüssel und 1980 in Amsterdam wegen bewaffneter Raubüberfälle verurteilt. Der jugoslawische Geheimdienst habe ihn aber mehrfach aus dem Gefängnis geholt, um sich seiner bei der Liquidierung politischer Gegner zu bedienen, sagte Raznjatovic 1986 in einem Verhör aus. Mit drei politischen Morden zwischen 1978 und 1991 wird er in Verbindung gebracht. Ins westliche Ausland traut sich der „Tiger“ nicht mehr: Interpol sucht ihn steckbrieflich, auch in Deutschland, Belgien und Schweden hält die Polizei schon die Käfigtüren offen. vsFoto: Reuters
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen