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Rückzug ins Private –betr.: „Alle tragen die Verantwortung“, taz vom 27./28. 3. 99

[...] Selbst wenn „das Ende der Welt“ abgewandt werden sollte, das Ende der Bündnisgrünen ist bereit jetzt besiegelt. Freuen werden sich darüber die etablierten Kräfte in Politik und Wirtschaft, ist doch somit bewiesen, daß neben außerparlamentarischer Opposition der 60er Jahre und bewaffnetem Kampf der 70er Jahre auch der parlamentarische Versuch, reformistisch-intellektuelle Ansätze politisch deutlich wirksam umsetzen zu können, gründlich gescheitert ist.

Allgemeine Resignation und der Rückzug ins Private erscheinen da nur folgerichtig, erkennbar auch an weiter sinkenden Wahlbeteiligungen, die unsere Demokratieform spätestens bei 50 Prozent ad absurdum führen werden. Denn das „kleinere Übel“ wählt das Volk bereits seit über 50 Jahren, und plebiszitäre Elemente, Wahlen nicht mehr zu (jederzeit austauschbaren) Personen und Programmen, sondern zu Sachfragen abzuhalten, sind hierzulande unerwünscht. Was also bleibt anderes, als sich gänzlich von der Politik zurückzuziehen, um wenigstens privat mit dem eigenen Gewissen im reinen leben zu können. Lafontaine läßt grüßen! Harald im Spring, Zell a.H.

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