: Psychokrieg und neue Attraktionen
Bewohner der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad werden jetzt auch mit Nato-Informationen eingedeckt. Ein Nato-Piratensender versucht, die Bevölkerung über die Sichtweise des westlichen Verteidigungsbündnisses zu informieren. Nach Angaben aus Nato-Kreisen sind diese Botschaften das Werk von „Commando Solo“, einer fliegenden Fernseh- und Rundfunkstation der US-Luftwaffe. Das Spezialflugzeug aus der 193. Spezialeinsatz-Staffel strahlt aus einer Höhe von 7.000 Metern Rundfunk- und Fernsehbotschaften zur psychologischen Kriegsführung aus. „Commando Solo“ war bereits im Golfkrieg und bei den US-Militäraktionen in Haiti, Grenada und Panama eingesetzt worden. Nach einer Meldung der Belgrader Nachrichtenagentur Beta hat die Nato in Südrumänien Flugblätter abgeworfen, die zumindest teilweise auch planmäßig mit dem Wind nach Jugoslawien gelangt seien. Die Flugblätter weisen auf die Frequenzen westlicher Radiosender hin und erklären auf serbisch: „Die Nato will keinen Streit mit dem serbischen Volk.“rtr
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Der politische Führer der Kosovo-Befreiungsarmee UÇK, Hashim Thaqi, hat sich erneut für die Entsendung von Nato-Bodentruppen in das Kosovo ausgesprochen. Zugleich begrüßte er in einem Telefongespräch mit der österreichischen Nachrichtenagentur APA aus dem Kosovo die bisherigen Angriffe der Nato. „Ohne die Nato-Luftangriffe auf Jugoslawien wäre die Katastrophe noch größer“, erklärte er. Bei dem Gespräch am Montag abend stellte er sich am Telefon als „Premierminister“ vor. Die UÇK sei in bester Verfassung und in der letzten Zeit personell angewachsen. Über sein Verhältnis zu dem gemäßigten Anführer der Kosovo-Albaner, Ibrahim Rugova, sagte Thaqi, er sei trotz allem „bereit, weiter mit ihm zu arbeiten“, obwohl er nicht verstehe, wieso Rugova nach Belgrad gehen und das Ende der Angriffe auf Jugoslawien fordern könne.AP
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An der Grenze zu Makedonien haben griechische Soldaten gestern „versehentlich“ eine Albanerin erschossen, die mit drei Landsleuten nach Griechenland fliehen wollte. Die Frau sei von einem „Warnschuß“ in den Bauch getroffen worden, teilte die griechische Polizei gestern mit.rtr
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Die Hoteliers an der italienischen Adriaküste fürchten, daß die Gäste wegen des Kosovo-Krieges ausbleiben werden. Besonders in der südlichen Region Apulien werde mit einem Rückgang um bis zu 40 Prozent gerechnet, berichtete die Zeitung Corriere della Sera gestern. Aber auch an der nördlichen Küste ließen die Reservierungen zu wünschen übrig. Die Diskothekenbetreiber hingegen klagen über die Konkurrenz durch die Nato. Statt in die Disco gingen die Jugendlichen „in Scharen“ lieber zum Nato-Stützpunkt Gioia del Colle, um die Militärjets abfliegen zu sehen.dpa
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