: Container mit wechselndem Comfort
■ Zweites Hamburger Hotel für Rucksacktouristen entsteht auf St. Georg. Dort baut der CVJM ein siebenstöckiges Haus
In Hamburg brechen für RucksacktouristInnen gute Zeiten an. Anfang des Monats öffnete das Billig-Hotel „Instant Sleep“ im Schanzenviertel seine Pforten; im Mai nächsten Jahres soll eine weitere Schlafstatt für Leute mit schmalem Budget dazukommen. Der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) will mit einem siebenstöckigen Neubau an der Kurt-Schumacher-Allee in St. Georg die „Marktlücke zwischen teurem Hotel und Jugendherberge“ schließen.
Das klassische Jugendherbergs-Klientel wird im „Jungen Hotel“ nicht unter sich bleiben. Vielmehr sollen sich auch „Familien und Junggebliebene, Geschäfsleute und Manager“ angesprochen fühlen, so der Hamburger CVJM-Vorsitzende Wolfgang Knobel. Damit dies gelingt, werden Preis (pro Person zwischen 30 und 90 Mark) und Komfort variieren. Betuchteren Gästen werden Video- und Laptop-Anschlüsse zur Verfügung stehen, eben „der ganze Komfort eines Hotelzimmers“, so CVJM-Geschäftsführer Frank Düchting.
27 Millionen Mark kostet der containerartige Neubau. Mittelfristig soll das Hotel Gewinn abwerfen. In den ersten zehn Jahren jedoch schießt das Bezirksamt Mitte je 200.000 Mark aus dem „Armutsbekämpfungsprogramm“ zu. Dafür verpflichten sich die Betreiber, 18 langzeitarbeitslosen Frauen Jobs zu bieten und zehn Ausbildungsplätze bereitzustellen.
Viele dieser Arbeitskräfte werden schon jetzt auf ihre Tätigkeit vorbeireitet: Im Auftrag des Vereins „Beschäftigung und Bildung e.V.“ werden derzeit 15 Frauen in verschiedenen Hotels geschult. Nur vier von ihnen kommen aus St. Georg. „Bei der in der Gastronomie üblichen Bezahlung ist es schwer, Interessentinnen zu finden“, begründet Vereins-Geschäftsführer Stephan Müller.
Die Unterstützung des CVJM-Projektes könnte in St. Georg auf Kritik stossen, räumt Gerthold Roch vom Bezirk Mitte ein. Denn eine Stadtteilinitiative hätte es lieber gesehen, wenn öffentliche Mittel in eine Begegnungsstätte am Hansaplatz gesteckt worden wären. Die wurde jedoch von der Stadtentwicklungsbehörde (STEB) nicht für förderungswürdig erachtet. „Das Projekt hätte nicht wirtschaftlich arbeiten können“, so Roch.
Christoph Ruf
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