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Flugzeug entführt, Insassen verschleppt

■  Im Nordosten Kolumbiens wird eine Linienmaschine entführt. Der Jet steht verlassen auf einem versteckten Flughafen, die 41 Passagiere und die Crew wurden vermutlich von der Guerilla in den Urwald verschleppt

Bogotá (AFP/taz) – In einer spektakulären Aktion hat eine zunächst unbekannte bewaffnete Gruppe im Nordosten Kolumbiens eine Passagiermaschine entführt und alle 46 Insassen in den Dschungel verschleppt. Sicherheitskräfte fanden die verlassene Maschine der kolumbianischen Fluggesellschaft Avianca am Montag bei Simiti, 500 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bogotá.

Die Regierung erklärte, zunächst habe sich niemand zu der Tat bekannt. Es wurde aber vermutet, daß die zweite größere Guerillaorganisation in Kolumbien, die ELN, hinter der Entführung stehen könnte, da das Flugzeug in ihrem Einflußgebiet landete.

Die Armee riegelte das Gebiet um den Fundort weiträumig ab, den Hijackern sollte der Fluchtweg abgeschnitten werden. Generalstabschef Hernandez erklärte, Hunderte Soldaten, mehrere Marineeinheiten und die Luftwaffe seien bei der Suche nach den Entführten im Einsatz.

Sollte sich die Urheberschaft der Guerilla bestätigen, so wäre es das erste Mal, daß sie in ihrem 30jährigen Kampf eine Linienmaschine entführt. Die zweimotorige Maschine vom Typ Fokker-50 war mit 41 Fluggästen und fünf Besatzungsmitgliedern an Bord auf dem Flug von der nordkolumbianischen Stadt Bucaramanga in die Hauptstadt Bogotá ohne vorheriges Notsignal von den Radarschirmen verschwunden.

Der Direktor der zivilen Luftfahrtbehörde, Ernesto Huertas, teilte in Bogotá mit, die Maschine sei unversehrt auf einer versteckten Landebahn gefunden worden. Augenzeugen wollen beobachtet haben, wie die Insassen von Bewaffneten in grünen Uniformen aus der Maschine eskortiert wurden. Sie seien in Boote auf dem Fluß Magdalena gebracht und vermutlich flußabwärts transportiert worden. Auf der Passagierliste der Fluggesellschaft stand neben zahlreichen Unternehmern und Behördenvertretern mit Juan Manuel Corso auch ein Parlamentsabgeordneter der regierenden konservativen Partei. Auch ein italienischer Mitarbeiter einer Hilfsorganisation und eine ecuadorianische Nonne sowie ein Kind waren an Bord. Die Guerillas der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) und des Nationalen Befreiungsheeres (ELN) haben in den vergangenen Monaten in Kolumbien zahlreiche Zivilisten und Militärs entführt. Rund 120.000 Menschen starben bislang in dem fast 40jährigen kolumbianischen Konflikt zwischen Soldaten, Rebellen und rechtsextremen Todesschwadronen.

Am 20. April sollen die Friedensgespräche nach dreimonatiger Unterbrechung fortgesetzt werden.

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