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Erstens fehlt das B-Team, zweitens fehlt ein Libero

■ Gerade beim 2:1 über Bayern Münchens Reserve werden Kaiserslauterns Handicaps deutlich

Kaiserslautern (taz) – Nein, das Gerede vom A-Team und vom vermeintlichen B-Team des FC Bayern München ist Ottmar Hitzfelds Sache nicht. Mehr noch, er findet diese anmaßende und überaus diskriminierende Unterscheidung seiner (National-)spieler reichlich absurd. Das Hitzfeldsche Rotationsprinzip lebt. Nur manchmal eben nicht aus freien Stücken, sondern der blanken Not gehorchend. Auf dem Betzenberg hatte er am Dienstag – den verschnaufenden Effenberg ausgenommen – gar keine andere Wahl: Lizarazu und Elber lange Zeit verletzt, Matthäus, Jeremies und Tarnat angeschlagen und Kuffour gesperrt, da mußte Hitzfeld sogar Anleihen bei Bayerns „C-Team“, den Amateuren, nehmen. Auf der Bank saßen außer Torhüter Dreher und Stürmer Jancker mit den Nummern 30 und 31 Nisse Johansson und David Jarolim. Letzterer kam sogar noch zu einem zwölfminütigen Einsatz. Genützt hat es nichts mehr; nach dem 1:2 beim amtierenden Meister ist der designierte Meister nun seit drei Spieltagen ohne Sieg.

Muß man schon von einer Krise reden? Mitnichten. „Wir haben den Gegner im Griff gehabt, aber seine Unsicherheit nach unserem Führungstor nicht ausgenutzt“, dozierte Bayern-Coach Hitzfeld.

Die Punkte kann der 1. FC Kaiserslautern eh besser brauchen. Nach den Niederlagen gegen Leverkusen und Wolfsburg hatte man erstmals in dieser Saison ernste Töne hören können in Sachen Zukunftsaussichten. Manch einer erschrak beim Betrachten der Aufstellung. Da verpaßte nämlich Otto Rehhagel dem völlig übergeschnappten Neu-Nationalspieler Marco Reich eine Denkpause und bot mit Roos, Koch, Schäfer und dem wieder genesenen Michael Schjönberg gleich vier richtige Abwehrspieler auf. Der Däne sah dann zwar beim 0:1 durch Ali Daei schlecht aus (5.), avancierte aber danach zum besten Lauterer.

Der 1. FCK bot den Bayern im Gegensatz zum Vorjahr allerdings allein kämpferisch die Stirn und drosch ansonsten den Ball nach vorn, in der Hoffnung, daß irgend etwas zufällig geschehen möge. Was auch geschah, als Thomas Helmer es zu lässig angehen ließ und Lauterns Schnellster heranpreschte und Sieger beim Press- Schlag mit Oliver Kahn blieb – 1:1 (29.) Dabei verletzten sich beide, worauf Andreas Buck gleich draußen blieb und Kahn in der Halbzeit ausgewechselt wurde. In der 43. Minute hatte die Abwehr der Bayern ihren zweiten Blackout. Sforzas geniales Zuspiel auf Riedl verlängerte dieser zu Ratinho, der Rische zum 2:1 auflegte.

Der Sieg der Lauterer kann jedoch nicht verdecken, daß ihr Spiel derzeit kaum von guten Ideen lebt. Vielleicht hat der 1. FCK das Glück, die Rückrunde relativ unbeschadet zu überstehen. Doch wird immer mehr deutlich, daß die Weigerung des Managements, einen Libero zu verpflichten, um Sforza für das Mittelfeld freizubekommen, auf längere Sicht negative Folgen haben kann. Zuerst gewann man noch und verlor sogar Spiele nicht, in denen man schwächer war, wie in Berlin. Dann kamen die Verletzungen von Marschall und Hristov hinzu. Und ein B-Team gibt es keines in Kaiserslautern, das helfen könnte, souverän einen Platz in der nächsten Champions League zu sichern.

Da trifft es sich gut, daß Michael Schjönberg zurück ist, der nach anfänglichen Unzulänglichkeiten zusammen mit Reinke den Sieg festhielt. „Der Trainer hat mich gefragt, ob ich spielen kann“, erläuterte er seine Rückkehr nach sechs Monaten Pause. Natürlich hat Rehhagels Lieblingsspieler („Mein Wikinger“) ja gesagt und mitgeholfen, das Saisonziel seines Trainers in Reichweite zu halten. Günter Rohrbacher-List

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