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Ebbe in Wilhelmsburger Gräben

Keine Rücksicht auf Tiere und Pflanzen: Wasserverband blockiert höhere Wasserstände in den Wettern. BUND ist sauer  ■ Von Gernot Knödler

Der Wasserverband Wilhelmsburger Osten weigert sich, einen neuen Regionalplan umzusetzen, mit dem die Tiere und Pflanzen in den Wilhelmsburger Wettern geschützt werden sollen. Die aus Prielen hervorgegangenen Gräben auf der Elbinsel, ihre Uferränder sowie die benachbarten Feuchtwiesen und Moorreste bilden einen Lebensraum für viele seltene Arten und komplexe Ökosysteme. Sinkt der Wasserstand in den Wettern, sind diese Ökosysteme gefährdet.

Ist er zu hoch, schadet das dem neu eingeführten Gemüseanbau im Osten Wilhelmsburgs; im schlimmsten Fall saufen die Äcker ab. Der Wasserverband, der für die Unterhaltung des Grabensystems verantwortlich ist, hält sich deshalb weiter an den alten Regionalplan von 1981 und erklärt den neuen Plan vom August vergangenen Jahres für unverbindlich. Mit einem geharnischten Brief hat der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) nun den Harburger Bezirksamtsleiter Bernhard Hellriegel aufgefordert, für die Umsetzung des neuen Regionalplanes zu sorgen. „Der Bezirk ist jetzt dran“, heißt es auch aus der Umweltbehörde.

Bezirksamtsleiter Hellriegel reagiert vorsichtig. Der Wasserverband sei „inzwischen ganz guten Willens“, wiegelt er ab. Der Handlungsbedarf bei den Wettern sei zwar unverkennbar. Ebenso wie der BUND strebe er an, „die Zahlen aus dem Regionalplan zu verbindlichen Richtzahlen zu machen“. Das Bezirksamt arbeite daran und versuche sowohl die Fachbehörden als auch den Wasserverband ins Boot zu holen. Das Problem ist aus Sicht Hellriegels jedoch: Ein Wasserstand, wie im Regionalplan für die Felder und Wiesen im Osten Wilhelmsburgs vorgesehen, würde die Bauern auf die Barrikaden treiben – es sei denn, die Gräben würden vorher entschlammt. Aber dafür fehle dem Wasserverband das Geld.

Zwei Drittel seines Jahresetats von rund 400.000 Mark erhält der Verband von der Stadt, ein Drittel bringen seine Mitglieder auf. Alle Grundstückseigentümer auf der Elbinsel östlich der Eisenbahnlinie gehören dem Verband zwangsweise an.

Neue Vorschriften des Bundes im Abfall- und Naturschutzrecht hätten die Kosten für das Ausbaggern und Entschlammen der Gräben „explodieren“ lassen, entschuldigt sich Helmuth Poggensee. Doch der ehrenamtliche Verbandsvorsteher hält von dem neuen wasserwirtschaftlichen Regionalplan ohnehin nichts. Im landwirtschaftlich genutzten Teil des Verbandsgebiets seien die Wasserstände zu hoch angesetzt worden. „Im Herbst '98 soffen in Deutschland die Äcker ab“, sagt der Verbandsvorsteher. Wilhelmsburg sei dem nur knapp entgangen.

Überhaupt sei es „einfach unwahr“, daß die Wasserstände der Wettern in den vergangenen Jahren gesunken seien, wie es der BUND, allen voran der Wilhelmsburger Harald Köpke, behauptet. Die Position des BUND wird jedoch durch ein Schreiben der Baubehörde untermauert, worin dem Verband vorgeworfen wird, er fahre ohne Erlaubnis ganzjährig niedrige Wasserstände – ein Argument für den neuen Regionalplan.

Der Wasserstand werde falsch gemessen, sagt dagegen Poggensee. Er pocht darauf, daß der Plan „kein Gesetz“ sei und nur umgesetzt werden könne, wenn der Wasserverband zustimme. Die Hamburger Umweltbehörde quittiert diese Äußerung mit ungläubigem Staunen.

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