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Kein Raum für demokratische Kultur –betr.: „Die Partei hat immer recht – auch im Krieg“, taz vom 14. 4. 99

Wenn es um die PDS geht, wird in der taz sogar der Pazifismus zum Schimpfwort. Seit Beginn des Kosovo-Krieges laßt ihr keine Gelegenheit aus, über die konsequente Antikriegshaltung der Partei herzuziehen. [...] Davon abgesehen gibt es wohl in der Bundesrepublik keine Partei, die die jungen Menschen in Scharen anzieht.

Ich bin wirklich fassungslos, daß ihr es einfach nicht begreift, daß SPD und Bündnisgrüne an diesem Krieg beteiligt sind und sich eure ganze Berichterstattung daran orientiert. Wäre die CDU/FDP-Regierung an diesem Krieg beteiligt, sähe das wohl alles ganz anders aus! Stefan Clooth, Aachen

betr.: „Gysi gegen den Rest des Bundestages“, „Feindberührung“, taz vom 16. 4. 99

Die Kosovo-Debatte hat doch vor allem eines gezeigt: Im Bundestag ist in dieser Zeit kein Raum für demokratische Kultur. Wer sich traut, den Krieg gegen Jugoslawien zu kritisieren, wird zum Kanonenfutter der Großen Feldherren-Koalition. Die Rhetorik ist immer gleich: Wer nicht für den Krieg eintritt, unterstützt Massaker und Vertreibung im Kosovo. Das ist natürlich eine skandalöse Verdrehung. Aber wer wird denn kleinlich sein? Die taz doch wohl, hatte ich gehofft – aber Markus Franz war's irgendwie nicht aufgefallen.

Dazu paßt dann, daß auf Seite 4 in einer Überschrift großzügig auf die Kennzeichnung eines Zitats verzichtet wurde. So stand dann da, als meldete man ein Gerichtsurteil, daß Gysi nationalen Verrat begehe. Hurra. Thomas Vöcks, Hamburg

Angenommen, die Nato hat recht/unrecht und: Gysi hat recht/unrecht. Da gibt es vier Möglichkeiten, das heißt, der Fall Nato hat recht und Gysi hat unrecht, betrifft nur ein Viertel der Fälle.

Warum läßt man Herrn Gysi nicht einen (gefährlichen) Weg (die anderen Wege sind es auch) versuchen und schüttet nicht Hohn und Haß (?) über ihm aus. Das Verdächtige ist doch die Nato-Gleichschaltung der Sozialdemokraten Schröder, Blair, Jospin. Gleichschaltung hat selten etwas Gutes gebracht. Harald Zingel, Ottendorf bei Kiel

[...] Da wird ein Mann, der die Möglichkeit für eine friedliche Lösung des Balkan-Konfliktes ausloten wollte, attackiert, statt daß ihm für seine Initiative gedankt wird. Fast möchte man meinen, daß eine friedliche Lösung den Empörten nicht in den Kram paßt. [...] Wie die aufgebrachten Politiker wohl den Papst sehen, der den Nato-Krieg von Anfang an abgelehnt hat? Ob sie ihn wohl auch auf dem Weg „zur Fünften Kolonne Belgrads“ sähen, wenn er Milosevic besuchte, was er dringend tun sollte?

Jede Initiative, den Balkankonflikt friedlich zu lösen, ist zu begrüßen und ist es wert, unternommen zu werden. Daß die Bomben keinen Frieden bringen, sondern alles nur verschlimmern, ist mehr als offensichtlich. Dauerhafter Frieden ist nur durch Verhandlungen zu erreichen, und dazu sollte man sofort zurückkehren. Kathrin Schallek, Bremen

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die auf dieser Seite erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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