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Bahn: Weniger Unfälle und Züge sicherer

■ Bahn-Chef legt Statistik vor. Bisher keine Erklärung für das Unglück von Eschede

Frankfurt (taz) – Der Eindruck, daß sich die Unfälle bei der Bahn häuften, sei nur durch die „Berichterstattung der Medien“ provoziert, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Johannes Ludewig (CDU), gestern in Frankfurt. Zum bevorstehenden ersten Jahrestag der ICE-Katastrophe von Eschede (3. Juni) verwies Ludewig auf die – bahneigene – Statistik. Die belege, daß die Unfälle bei der Bahn „seit Jahren rückläufig“ seien. Selbst noch im März 1999, dem sogenannten Pannenmonat, seien weniger Unfälle zu verzeichnen gewesen als etwa im März 1998. Der Unterschied in der Bewertung: „Früher – vor Eschede – bestand kaum öffentliches Interesse an solchen Vorfällen; heute ist das Interesse viel größer“, konstatierte Ludewig. Und die beiden letzten, spektakulären Unfälle mit Güterzügen? Für die übernimmt die Deutsche Bahn AG keine unmittelbare Verantwortung. „Achsenbrüche bei ausländischen Waggons“ seien die Ursachen gewesen, sagte Ludewig.

Nichts sagen wollte er dagegen zu den Ursachen, die zu dem Unglück von Eschede führten, bei dem 101 Menschen starben und 119 zum Teil schwer verletzt wurden. Die staatsanwaltschaftlichen Ermittungen zu dieser „außerhalb der Vorstellungskraft der Menschen gelegenen“ Eisenbahnkatatstrophe seien noch im Gange; und deshalb verbiete sich – „auch aus Fürsorgepflicht gegenüber unseren eigenen Mitarbeitern“ – eine Stellungnahme. Ludewig sprach über die Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit nach den Vorschlägen einer „Überprüfungskommission“: Die gummigefederten Räder an den ICE 1 wurden durch Vollräder ersetzt. Ultraschallüberprüfungen der Räder wurden zurPflicht und Gleismeßstellen zur Überwachung der „Dynamik der Laufwerke“ eingerichtet. Auf den ICE-Neubaustrecken Köln – Frankfurt und Nürnberg – München werde es „Planungsanpassungen“ geben. Weichen und Überleitungen bei Brücken oder Tunnels soll es nicht mehr geben.

Nach Ludewig zog der Ombudsmann der Bahn AG für die Betreuung der Hinterbliebenen und der Verletzten der Katastrophe von Eschede eine erste Bilanz. Bei den vielfältigsten Problemen sei „rasch und unbürokratisch“ geholfen worden, sagte Otto Ernst Krasney, Ex-Vizepräsident des Bundessozialgerichts. Rund zehn Millionen Mark seien bislang ausgezahlt worden. Und ein Fonds von fünf Millionen Mark stehe für die spätere „psychosoziale Versorgung“ der Betroffenen bereit. Bei vielen Schwerverletzten könne aber noch nicht abschließend die Höhe von Schmerzensgeld und Entschädigung beurteilt werden. Zwei von Psychologen geleitete Selbsthilfegruppen sind inzwischen eingerichtet worden. Klaus-Peter Klingelschmitt

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