: Bundestag muß noch mal ran
Der Bundestag wird sich in dieser Woche erneut mit der Kosovo-Krise und dem Mandat für den Bundeswehreinsatz beschäftigen. Das kündigte Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) gestern vor der Presse an. Es werde um die Entsendung weiterer Bundeswehrsoldaten auf den Balkan gehen. In einem weiterhin „strikt humanitären Einsatz“ sollen insgesamt 400 weitere Soldaten nach Albanien geschickt werden. Der Bundestag müßte seine Zustimmung geben, da sein gültiger Kosovo-Beschluß sich nur auf die Entsendung von Soldaten nach Makedonien bezog. dpa
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Ein früherer Stabsoffizier der kroatischen Armee, der bei Kämpfen gegen Serbien 1993 verwundet worden ist, kommandiert jetzt die UÇK. Ein Sprecher der paramilitärischen Gruppe teilte gestern in Tirana mit, Agim Ceku sei als Stabschef der UÇK für die Militäroperationen gegen die jugoslawische Armee im Kosovo verantwortlich. In Zagreb hieß es dazu, Ceku sei Anfang des Jahres aus dem aktiven Dienst der kroatischen Armee ausgeschieden, in die er 1991 eingetreten sei. Ceku, der als Stabsoffizier nach Nato-Maßstab im Range eines Generals war, ist 38 Jahre alt und in Pecs im Kosovo geboren. rtr
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Jugoslawien hat nach Rundfunkberichten den einzigen großen Hafen des Landes in Montenegro geschlossen. Der montenegrinische Rundfunk berichtete am Sonntag, die jugoslawische Marine habe die Schließung des Adriahafens Bar angeordnet. Der montenegrinische Vizeministerpräsident Dragisa Burzan bestätigte die Anordnung. Montenegro werde sich der Anordnung widersetzen und versuchen, die Wiederöffnung zu erreichen. Indes hat die Nato angekündigt, Öllieferungen an Jugoslawien auf dem Seeweg notfalls mit Gewalt zu stoppen und damit das Löschen von Tankern in Bar zu verhindern. rtr
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Die Frau des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Miloevic, Marinja Marcovic, sieht ihr Land wegen der Nato-Angriffe „kurz vor der Zerstörung“. Jugoslawien sei „den schlimmsten Leiden“ ausgesetzt, sagte Marcovic dem US-Fernsehsender CBS in einem Interview, das am Sonntag abend ausgestrahlt und am Samstag in Belgrad aufgezeichnet wurde. Ohne eine konkrete Zahl zu nennen, fügte sie hinzu, bei den Angriffen der Nato seien „viele“ Menschen getötet worden, darunter zahlreiche Kinder. Auf die Frage des Moderators Dan Rather nach Menschenrechtsverletzungen durch jugoslawische Einheiten antwortete Marcovic, sie sei „fast sicher“, daß es so etwas nicht gegeben habe. Den Serben Mordtaten und Vertreibungen vorzuwerfen, komme ihr so vor, als wenn jemand den Mittwoch zum Samstag erkläre. Es sei außerdem unzutreffend, wenn ihr ein entscheidender Einfluß auf ihren Mann zugeschrieben werde oder wenn behauptet werde, sie ziehe in Belgrad hinter den Kulissen die Fäden. Jugoslawien verteidige sein Gebiet gegen eine separatistische Bewegung, die von außen unterstützt werde. AFP, AP
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