: Populärer Pendelbus
■ Rund 2000 Menschen nutzten das Winternotprogramm für Obdachlose
Der katholische Caritasverband für Hamburg hat gestern eine Bilanz seines Winternotprogramms gezogen. Von Anfang November 1998 bis Ende April 1999 hat nach seinen Angaben ein Pendelbus 2043 Menschen von der Bahnhofsmission am Hauptbahnhof zu den Wohnschiffen in Neumühlen gefahren. Täglich von 19 bis 22 Uhr waren 20 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter im Einsatz.
Die entstandenen Kosten von rund 2000 Mark pro Monat wurden von der Stadt Hamburg übernommen. Das Projekt „Pendelbus“ ist in Zusammenarbeit mit der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales und dem Bezirk Hamburg-Mitte im Rahmen des städtischen Winternotprogramms bereits im dritten Jahr vom Caritasverband angeboten worden.
Die etwas niedrigere Zahl an Fahrgästen im Vergleich zum vorigen Winter bedeute nicht, daß die Obdachlosigkeit in Hamburg abnehme, meint der zuständige Caritas-Abteilungsleiter Dieter Ackermann. Grund seien vielmehr Schwierigkeiten im November, als die Zahl der Wohnschiff-Plätze zeitweise nicht ausreichte. Nach einer Zählung der Caritas von 1996 leben in Hamburg rund 1200 Menschen auf der Straße, so Ackermann, „aber die Dunkelziffer ist hoch“. Vor allem Frauen wollten aus Scham oft nicht, daß ihre Obdachlosigkeit sichtbar wird.
Der Bus ist unter den Wohnungslosen mittlerweile sehr gut akzeptiert, berichtet Ackermann: „Die warten immer schon.“ Dabei sei die Zahl der Fahrgäste völlig unabhängig vom Wetter. „Tagtäglich hat sich gezeigt, wie wichtig diese Fahrgelegenheit ist. Auch im nächsten Winter sollte der Pendelbus wieder auf Hamburgs Straßen unterwegs sein.“ Der Caritas-Mitarbeiter betonte in seiner Bilanz die Verdienste der freiwilligen Helfer aus Hamburger Kirchengemeinden.
Die Mitarbeiter des Busses sind ausschließlich Männer. „Da die Fahrer oft alleine im Fahrzeug mit sechs oder acht Personen sind, ist die Arbeit doch für eine Frau nicht unbedenklich“, weiß Ackermann. Problematisch könne es beispielweise werden, wenn andere Bewohner der Schiffe auf dem Rückweg zum Hauptbahnhof mitfahren wollten, „da hätte ich auch als Verantwortlicher kein gutes Gefühl“.
lno/taz
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