piwik no script img

■ Press-SchlagWerder? Ach, vergiß es!  Vier Jahre systematisches Leiden sind genug

Kennen Sie eigentlich „Schnipp-Schnapp“? Das ist ein sehr schönes Spiel für vier Personen. „Spitz, paß auf!“, „Fang den Hut“, Brettspiele jeglicher Art, auch ein gutes Buch oder vielleicht mal sprechen mit den Kindern. Familienleben und so. Auf jeden Fall nicht mehr da hin! Nie mehr! Die sehen mich nicht noch mal! Das mit Samstag nachmittag „ran“ ist ja eh gruselig genug – hat sich dann erledigt. Tm3 – weiß ich gar nicht, was für'n Kanal. Muß ja nun auch nicht. Bleibt höchstens noch Montag abend auf DSF. Eher auch nicht, weil: Die sehen mich nie wieder. Nicht mal im Fernsehen. Bis auf weiteres. 1:2 gegen Frankfurt. Das muß man sich mal vorstellen! Jetzt reicht's! Vier lange Jahre sind genug. Vier lange Jahre mit Werder sind eigentlich schon übergenug. Weiß Gott!

Erst dieser Holländer de Mos, theoretisch stark und extrem tresenfest, aber eine kommunikative Niete. Dann dieser unerlöste Ossi Dörner, Schwamm drüber. Gutmensch bis zur Unkenntlichkeit. Was man positiv über den sagen kann? Moment, äääh. Genau, der hat Wicky geholt.

Dann kam Sidka. Und jetzt Magath. Und immer dieselbe Nummer: Hoffnung, eine schwache Ahnung, daß nun gerade der einen Plan, eine Idee hat. Eine kleine Siegesserie, und dann der Absturz ins Nirgendwo. Jeder von denen durfte ein paar Lieblingsspieler kaufen, die jetzt unmunter vor sich hinwerkeln, weil keiner zum nächsten paßt, und ein System ist so gar nicht erkennbar.

Eine Mannschaft? Ach was! Eine zusammengestoppelte Truppe. 1:2 gegen Eintracht Frankfurt. Gegen so eine Krepeltruppe. Das muß man sich mal vorstellen! Nix! Vier Jahre sind übergenug!

Es wurde geglaubt, gehofft, vertraut, halt das ganze blödsinnige Programm, das erwachsene Menschen spätabends in Gastwirtschaften hin- und herbeschwatzen. Blabla, daß die Mannschaft doch nach der Papierform gar nicht so schlecht und der Übungsleiter doch verkannt und so weiter undso fort. Feierabend! 1:2 gegen die Eintracht? Ach, vergiß es!

Immerhin: Es gab Marco Bode, der den Gesetzen des Mammons trotzte. Nein, wie romantisch! Dann diese Talente wie Wicky. Oder ganz weit vorne: Dieter. Unser Dieter Eilts. Der Größte, der einzige. He himself! Wenigstens den. Wenigstens die. Aber sonst? Hoffnung – Elend – Hoffnung – Elend. Ohne Ende. 1:2 gegen Frankfurt. Frankfurt! Vorletzter!

Und dann auch noch beim „wichtigsten Spiel der Vereinsgeschichte“, und „jetzt gilt's“, und der Bürgermeister ist mit dem Generalintendanten des Theaters, beide als Fans verkleidet, auf einem Tandem ins Stadion geradelt, und der Bürgermeister hat den Leuten „Steht auf, wenn ihr Bremer seid“ vorgesungen – und die Fans haben auch noch mitgesungen. Gru-se-lig. Außerdem ist Wahlkampf. Noch gruseliger war dann nur das Gekicke. Nach dem 0:2 hat der Stadionsprecher gesagt: „Werder-Fans, jetzt erst recht!“ Haben die Fans gepfiffen. Immerhin. 1:2. Frankfurt. Muß man mehr sagen? Jochen Grabler

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen