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Die Startbahn Nord soll kommen

Ein neues Gutachten zum Ausbau des Rhein-Main-Flughafens ist fertig. Die US-Militärbasen wären aus dem Rennen  ■   Aus Frankfurt/Main Klaus-Peter Klingelschmitt

Soviel Chuzpe war noch nie bei der Frankfurter Flughafen AG (FAG). Eine von der US-Luftfahrtbehörde FAA in einer Studie vorgeschlagene Variante für den Ausbau des Rhein-Main-Flughafens wurde vom Tisch gewischt. Die Landebahn Nord in der vorgeschlagenen Form könne nicht akzeptiert werden, da die Flugzeuge dann 95 Meter über dem Terminial 1 am Airport „einschweben“ würden, hieß es in einer ersten Stellungnahme der FAG. Zudem müßte die Lufthansa ihr Fracht- und Servicezentrum, das auf der Tangente dieser Planungsvariante steht, komplett abreißen.

Sehr viel interessanter für die FAG ist eine andere Bauvariante für die immer wahrscheinlicher werdende Landebahn Nord: Da schweben die Maschinen dann über Flörsheim, Rüsselsheim, Raunheim und – in weniger als 95 Meter Höhe – über Kelsterbach ein. Das sei zwar „nachteilig“ für die betroffenen Kommunen, räumte die FAG ein; Stadtteile von Frankfurt würden bei dieser Ausbauvariante aber deutlich entlastet.

Die US-Flugbehörde zerbrach sich den Kopf für die FAG, weil die U.S. Airforce demnächst ihre Airbase am Zivilflughafen räumt; und die U.S. Army vielleicht auch noch die Airbase Erbenheim, das „Home of the eagles“ bei Wiesbaden. Die Fragestellung der US-Amerikaner, vorgegeben von der FAG: Was bringt der Abzug der GIs samt Transportmaschinen und Hubschrauber an Kapazitäten für den von der FAG geforderten Ausbau von Rhein-Main? Die (pauschale) Antwort: nix. Das Airbasegelände sei so strukturiert, daß dort keine neue Landebahn gebaut werden könne. Und die zivile Nutzung von Erbenheim sei zwar möglich; aber nur als Ergänzungsflughafen für die interkontinentale Drehscheibe Rhein-Main. Eine Start- und Landebahn dort könne nämlich nur von kleineren Maschinen genutzt werden.

Was tun? Die US-Experten favorisieren – ganz im Interesse der FAG – drei Varianten einer Landebahn Nord. Nur so könne die von der FAG gewünschte Steigerung der Flugbewegungen pro Stunde auf Rhein-Main von jetzt 80 auf 120 gewährleistet werden. Von diesen drei Varianten favorisiert die FAG ganz offenbar die einer Landebahn Nord durch den Schwanheimer Wald, einen geschützten Bannwald. Der Kopf der Piste befindet sich dann – bei der Realisierung dieser Ausbauvariante – vor den Toren von Kelsterbach. „Nahe am Flughafen.“ So heißt das Credo der ausbauwilligen FAG. Und die Landebahn Nord, Variante Bannwald, ist schon lange ihr Top act.

In Kelsterbach hat sich der Widerstand gegen diese Ausbauvariante allerdings längst formiert. Eine Bürgerinitiative mit „überwältigenden Zulauf“, so die Initiatoren, wurde gegründet. Und bei der Hessenwahl im Februar 1999 erzielten die Grünen in Kelsterbach ihr landesweit bestes Ergebnis: 22,1 Prozent. Die neuen Bürgerinitiativen, die überall in der Region entstanden, sind dabei, sich zu vernetzten.

Also bald wieder Grabenkämpfe im Wald wie vor jetzt 18 Jahren gegen die Startbahn West? Dann gegen die Landebahn Nord? Die Mediatoren der Landesregierung, die alle Ausbauvarianten prüfen, wollten die FAA-Studie am Wochenende nicht überbewerten. Es handele sich um eine von mehreren Studien; und alle Studien müßten erst noch fundiert diskutiert werden. Eine Entscheidung will die ausbauwillige CDU/FDP-Landesregierung dann Anfang 2000 verkünden.

Die wahrscheinlichste Variante für die Steigerung auf 120 Flüge pro Stunde führt durch den Bannwald

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