David Beckham sieht verloren aus

■ Nach dem 1:1 in Blackburn wird Manchester United wohl Meister

Blackburn (taz) – David Beckhams blondierte Strähnen fielen über die leeren, müden Augen, so, als wollte er sich hinter seiner Mähne verstecken. In den 20 Sätzen, die Manchester Uniteds Mittelfeldspieler stammelte, brachte er rund fünfzigmal die Floskel „weißt du“ unter. So sehen Verlierer aus. Unterdessen klatschten sich die Fans und Spieler des Gegners in eine andere Welt. Der Schrei „Blackburn Rovers, olé!“ wollte nicht verstummen. So sehen Sieger aus.

Bloß daß es Beckham und Manchester waren, die in der Mittwochnacht mit dem 0:0 den wohl entscheidenden Punkt zum Gewinn der englischen Meisterschaft eingefahren hatten; daß es die Rovers waren, deren Abstieg aus der Premier League gerade besiegelt worden war. Man mußte schon näher herangehen, dann sah man, daß vielen, die auf der Tribüne trotzig lärmten, Tränen in den Augen standen. Dann erkannte man, daß Beckham nur erschöpft war.

Selten hat United, das in acht Tagen im Cup-Finale gegen Newcastle und in anderthalb Wochen im Champions-League-Finale gegen Bayern München antritt, in dieser Saison so wenig meisterlich gespielt wie am Abend, als sie die Meisterschaft faktisch festmachten. „Ich bin enttäuscht über das 0:0, wenn ich überlege, wieviel Ballbesitz wir hatten“, sagte Trainer Alex Ferguson. Und eine Minute später: „Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis.“ Da Arsenal in Leeds 0:1 verlor, hat United nun einen Punkt mehr. Ein Sieg am Sonntag, am letzten Spieltag gegen Tottenham Hotspur, und der Meisterpokal ist ihrer.

Die Partie zeigte aber deutlich, welche Probleme United derzeit im zentralen Mittelfeld hat – und vor allem im Europacupfinale gegen Bayern bekommen könnte. Für jene Begegnung sind Paul Scholes und Roy Keane gesperrt, in Blackburn probte Ferguson das Spiel ohne seine beiden zentralen Figuren – verheißungsvoll war es nicht. Nicky Butt erledigte seine defensiven Pflichten, bot aber weder die Leidenschaft noch den Vorwärtsdrang des Mannschaftskapitäns, während Phil Neville in der Scholes-Rolle des Ideen- und Paßgebers schlicht überfordert war. Ronald Reng