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Früher war alles besser?

Der eigentliche Gewaltboom erfolgte in der alten Bundesrepublik zwischen 1965 und 1982. In diesem Zeitraum verdoppelte sich die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer gefährlichen oder schweren Körperverletzung zu werden. Nein, nein. Weder der Rock 'n' Roll noch die 68er waren daran schuld. Die Erklärung ist banal: In diesen Jahren stieg die Zahl der strafmündigen Bevölkerung an. Vor allem der Anteil, der die Haupttätergruppe dieses Gewaltdelikts stellte – die männliche Jugend im Alter zwischen 14 und 25 Jahren. Die kriminalpolitische Friedhofsruhe der fünfziger und frühen sechziger Jahre war eine direkte Folge des Faschismus. Zwischen 1949 und 1965 ging es nur deshalb relativ gewaltfrei zu, weil 14- bis 25jährige Jugendliche Mangelware waren. Entweder tot, gefallen auf „dem Feld der Ehre“, oder getötet durch den Bombenhagel auf deutsche Städte, oder aber gar nicht erst geboren, weil ihre potentiellen Väter anderweitig mit der „Eroberung neuer Lebensräume“ beschäftigt waren. Erst Mitte der sechziger Jahre gewann eine Jugendgeneration zahlenmäßig wieder an Gewicht. Und diese sprengte nicht nur sogleich die Erstarrung der Adenauer-Republik, sondern ließ auch die Kurve der Gewaltkriminalität nach oben schnellen.

Eberhard Seidel

Quellen: Christian Pfeiffer, Peter Wetzels: Migration, soziale Lage und die Entwicklung der Jugenkriminalität; E.Seidel-Pielen, Klaus Farin: Die Scharfmacher. Schauplatz innere Sicherheit

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