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ReiseNotizen

  Domfestspiele in der Provinz

Die neue Lust auf Domfestspiele in Bad Gandersheim kommt nicht von ungefähr. Sie nimmt aktuelle gesellschaftliche Trends auf. Während die großen Häuser manche Stücke schon nach wenigen Tagen absetzen müssen, sind die Vorstellungen an vielen Festspielorten schon Wochen vorher ausverkauft. Ein eher theaterfernes Publikum kommt zu den Vorstellungen. Ihm und der wachsenden Zahl kulturtouristischer Flaneure wird die Szene zum Erlebnis, garniert mit Gaumen- und Lanschaftsfreuden, Stadtbummel und Sport am Wochenende. Dieser Trend ist auch in anderen Freizeitbereichen festzustellen. Die Verpakkung macht's, sie wird Bestandteil des Inhalts. Wie beim Bildungsbürger alter Tage wird der Theatergang zum Event, aber nun geht es nicht mehr allein um den künstlerischen Gehalt, sondern um das Arrangement, das munden soll. Das errinnert eher an den Rummel zu Shakespeares Zeiten als an den hohen Schillerschen Theaterernst. Wie damals mischen sich in die Zuschauermenge die Scharen kultivierter Erlebniskünstler. Auf diesen Wandel und solche Erwartungen an das herausragende Ereignis müssen sich die Festspielstädte, von denen es in Deutschland ein knappes Dutzend gibt, und ihre Theatermacher einstellen. Sie setzen die Zeichen für die Produktion von Kultur in der Provinz. Gerhard Armanski ‚/B‘Die Festspielzeit in Bad Gandersheim geht vom 25. Juni bis 9. August. Unter anderem wird „Evita“, „Der Vorleser“, „Das Leben der Roswitha S.“ und „Faust“ gespielt. Informationen bei der Kartenzentrale Domfestspiele, Tel.: (05382) 7 34 48, Fax: -4 90 Museum für moderne Kunst in Porto

In der Stadt des Portweins öffnet Portugals erstes bedeutendes Museum für zeitgenössische Kunst. Das Serralves Museum, dem ein Kulturzentrum angeschlossen ist, zeigt ab 6. Juni auf einer Fläche von 4.500 Quadratmetern internationale Kunst der sechziger Jahre bis in die Gegenwart. Besucher erwarten auch zahlreiche Sonderausstellungen. Die Eröffnungschau heißt „Circa 1968“ und handelt vom erweiterten Kunstbegriff dieser Epoche. Eintritt: 800 Escudos (umgerechnet 7,80 Mark). Öffnungszeiten: täglich außer montags von 10 bis 19 Uhr, donnerstags bis 22 Uhr. Shakespeare und die Nußschalen

Ein türkischer Mäzen hat dem Globe Theatre in London 7,5 Tonnen Haselnußschalen geschenkt, damit der Nachbau einer Bühne aus Shakespeares Tagen einen historisch getreuen Bodenbelag erhalten kann. Die Royal Air Force transportierte die 150 Säcke gratis. Die Behörden allerdings wußten nicht, wieviel Zoll sie für die Nußschalen berechnen sollten. Für zehn Pfund, etwa 25 Mark, konnten die Mimen schließlich ihren historisch korrekten Knirschboden herstellen. tdt

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