piwik no script img

Unterm Strich

So viel Dogma! Gleich 16 neue Filme unter dem Diktat des „Dogma“-Dogmas plant die Filmgesellschaft Zentropa des dänischen Regisseurs Lars von Trier. Weil die ersten drei Filme der Serie, „Die Idioten“ (von Trier), „Das Fest“ (Vinterberg) und „Mifune“ (Kragh-Jacobsen), in Dänemark und anderswo so erfolgreich liefen, soll das Prinzip Handkamera an Originalschauplätzen mit Originalton und Originallicht jetzt gnadenlos in Serie gehen. Wie von Triers Partner Peter Aalbäk der Zeitung Politiken in Cannes mitteilte, habe man zahlreiche Verträge abgeschlossen.

Jetzt ist es soweit: Jetzt „rechnet auch Peter Rühmkorf mit den Renegaten unter seinen Kollegen ab“, trompetet die Woche in die Welt hinein. „Abrechnung“ kommt ja immer gut, auch wenn es sich – wie bei Rühmkorf üblich – bloß um ein im Versmaß gebändigtes Lamento handelt. Rühmkorf ist es nicht recht wohl mit dem Krieg und noch weniger mit seinen Kollegen. Die mutierten zielstrebig zu „Partnership-for-Peace-Panegyrikern“, so daß er die „eigenen Leute“ nicht mehr wiedererkennt: „Ruhmredner des Verrates, / jede Umkippnummer noch eine Pressemitteilung wert. // Schausteller der eigenen Schande, / die mit Treuebrüchen / wie mit Wertpapieren handeln.“ Wo soll das alles enden? Rühmkorf selbst scheint es derweil lieber mit Amselfelder als mit dem Amselfeld zu halten („ohne geistigen Beistand / werden ihm die Vorzüge unserer westlichen Wertegemeinschaft / kaum noch einzutrichtern sein“) und hält trotzig an der Lyrik fest: „Als ob nicht jedes Wort neu aus dem Dreck gezogen, / jedes Bild dreimal umgedreht, / jeder Blick geprüft gehörte.“ Lyrik hat ja immer auch den Vorteil der Dunkelheit. Das geht zwar auf Kosten der Verständlichkeit, ist aber, gerade in Kriegszeiten, jeder ordentlichen Meinung in Reih und Glied durchaus vorzuziehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen