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Flüchtlinge

■ Die Projekte vom „Thalia Treffpunkt“ stellen Begegnungen in den Mittelpunkt

Peter Handke ist seit der Eskalation des Kosovo-Konfliktes unübersehbar zu einer Zitiergröße sondergleichen avanciert. Hauptsächlich allerdings im Rahmen negativer Publicity. Lange vor dieser Zeit inszenierte das Thalia-Theater sein Stück Die Stunde, da wir nichts voneinander wußten – und hat es noch im Pogramm.

Das Auf-der-Suche-Sein mit seinen flüchtigen, vermeintlich chaotischen Begegnungen ist das Thema, dem der „Thalia Treffpunkt“ zu einem ganz neuen Anstrich verhilft. Schon der Titel läßt die Handke-Anleihe erkennen: Die Stunde, da wir uns begegneten heißt das Projekt unter der Leitung von Astrid Eggers, die auch bei dieser Inszenierung wieder eng mit dem Verein „Leben mit Behinderung“ zusammenarbeitet. Seit September vergangenen Jahres hat sie mit insgesamt 14 behinderten und nicht-behinderten Jugendlichen unermüdlich geprobt. Voraussetzung dafür war natürlich die Erfüllung eines gewissen pädagogischen Anspruchs.

Zu diesem Zweck erstellten Eggers und die Jugendlichen in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit den Text für ihr ganz eigenes Stück. Heraus kam dabei, daß sich Handkes Werk gefallen lassen mußte, mit anderen Texten des Autors zu einer Collage verarbeitet zu werden. Eine weitere Verfremdung entstand durch kleine Brückentexte aus der Feder der SchauspielerInnen.

Die Stunde, da wir uns begegneten ist nur eine der zahlreichen Produktionen aus der Werkstatt des Thalia Treffpunkts. Jede Spielzeit kommen an die 15 Theaterprojekte zusammen – und nie ist die Klientel gleich. So gibt es neben den Inszenierungen mit Jugendlichen sogenannte generationsübergreifende Projekte. In so einem Falle sind die jüngsten Schauspieler 16, die ältesten gehen scharf auf die 70 zu. Wieder andere Stücke werden nur von letztgenannten besetzt. Eine weitere Premiere von und mit behinderten und nicht-behinderten Jugendlichen gibt es im Juni. Dann inszeniert Simone Bauer Top Ten – lebensnahes Theater nach dem Motto „mein Lieblingslied“.

Der Titel der Handke-inspirierten Produktion kann wohl stellvertretend für die Idee hinter der autonomen Abteilung des Thalia-Theaters stehen: Immer steht die Begegnung im Mittelpunkt des Geschehens. Begegnungen, die keineswegs flüchtiger Natur sein müssen.

Liv Heidbüchel

Die Stunde, da wir uns begegneten: 3. und 4. Juli Top Ten: 17., 18., 30. Juni sowie 1. Juli, jeweils Tik, Glockengießerwall 1

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