■ Wann wird's spannend? Ein TV-Guide zur Präsidentenwahl

Phoenix, n-tv und ARD, streckenweise auch das ZDF, sind live bei der Krönung im Reichstag.

12 Uhr – Großes Tamtam: Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) eröffnet die Bundesversammlung. 1.338 Wahlmänner und -frauen haben sich im Plenarsaal des Reichstags versammelt. Damit sie überhaupt alle Platz finden, haben die Parlamentsdiener schmalere Sitzmöbel aufgestellt. Rund 500 Journalisten, Diplomaten, Ehrengäste sind gleichfalls mit von der Wahlpartie – und die Alt-Bundespräsidenten Scheel und Weizsäcker.

12.30 Uhr – Jetzt geht's los: Alle 1.338 Präsidentenwähler, dem Alphabet nach aufgerufen, nehmen weiße Stimmzettel in Empfang und verstecken sich in den Wahlkabinen. Zusätzlich werden ihre Wahlausweise an den drei Wahlurnen kontrolliert. Sobald wirklich alle Wahlzettel abgegeben sind, werden die Stimmen ausgezählt.

14.15 Uhr – Das große Zählen: Reichen die Stimmen für Johannes Rau schon im ersten Wahlgang oder hat Dagmar Schipanski doch noch eine Chance? Jetzt unbedingt dranbleiben! Die Auszählung der Stimmen nähert sich dem Höhepunkt. Irgendwann ab 14.30 Uhr gibt Bundestagspräsident Thierse das Ergebnis bekannt. Halten sich die Wahlleute an die (eigentlich gar nicht existierende) Fraktionsdisziplin, fehlen Bruder Johannes nur neun Stimmen bis ins Schloß Bellevue. Bekommt er sie vielleicht von den allzeit bereiten Freien Demokraten? Oder votieren womöglich männermüde Koalitionsfrauen für Schipanski? Oder kriegsmüde Sozis für die Anti-Kriegs-Kandidatin der PDS?

Entweder steht der Name des neuen Bundespräsidenten bereits um 15 Uhr fest, oder es wird einen zweiten Wahlgang geben. Vorher gehen die Wahlmenschen in die famose Reichstagskuppel von Sir Norman Foster – zum Würstchenessen. Wann die Wahl fortgesetzt wird, weiß auch der Sprecher des Bundestags nicht.

Zweiter Wahlgang: Neue Stimmzettel, diesmal blau, liegen herum. Wenn die Fraktionen es nicht beantragen, werden die Wahlleute nun nicht mehr einzeln zur Urne zitiert. Beobachter gehen davon aus, daß die Ergebnisse zwischen 16.30 und 17 Uhr vorliegen könnten. Sollte sich herausstellen, daß auch diesmal keiner der Kandidaten eine absolute Mehrheit erreicht hat, folgt:

Dritter Wahlgang: Die Stimmzettel sind gelb (wie die FDP). Anders als in den ersten beiden Wahlgängen brauchen die Kandidaten für ihren Sieg nur noch eine relative Mehrheit. Gewählt ist, wer mehr Stimmen hat als die anderen. Wissen werden wir es erst, wenn Sieger oder Siegerin die entscheidenden fünf Worte spricht: „Ich nehme die Wahl an“. Ab 19.00 Uhr: Wer immer's wird, wird interviewt. 19.10 Uhr „Farbe bekennen“ im Ersten, 19.25 Uhr „Was nun?“ im Zweiten, für 21.15 Uhr kündigt n-tv an: „Johannes Rau im Gespräch“.

Y. Wieden, G. Gruber