189 Alt- und Neonazis

■ NPD marschiert ungehindert durch Berlin

Die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) wollte gestern Stärke demonstrieren. Aus Brandenburg (2,5 Millionen EinwohnerInnen) und Berlin (3,46 Millionen EinwohnerInnen) kamen 189 Volksgenossen zum Brandenburger Tor. Man konnte sie gut zählen, sie marschierten in Dreierreihen. Motto der Veranstaltung: „50 Jahre Grundgesetz – Meinungsfreiheit für alle“.

Symbolträchtig posierten die DemonstrantInnen vor dem Tor. Der blaue Himmel, die schwarzweißroten Fahnen des untergegangenen Deutschen Reiches, die Quadriga: Nazis und Fotographen hatten ihr Motiv. Unter massiver Beobachtung mehrerer Hundertschaften der Polizei zog der „nationale Widerstand“ (Schlachtruf) durch die Wilhelmstraße, bog unweit des Platzes, an dem Hitlers Reichkanzlei stand, in die Leipziger Straße ein, machte am Alex kehrt und durfte am Schluß auch noch Unter den Linden marschieren. Neben abgewandelten linken Parolen wie „Hoch die nationale Solidarität“ schallten den verdutzten TouristInnen aktuelle Sprüche entgegen: „Arbeitsplätze statt Kriegseinsätze“.

Am Rande der Marschroute des Stoßtrupps trieben linke AktivistInnen Aufklärungsarbeit. In Deutsch, Französisch und Englisch gedruckt, wurde eine „antifascist tourist information“ verteilt. Ansonsten machte sich die Linke rar. Von ein paar hochgereckten Stinkefingern und „Nazis raus“-Rufen abgesehen, war von Protesten keine Spur.

Pfingsten hatte die NPD zum „Aktionswochenende“ erkoren. In Bremen freilich fand sich eine starke linke Demo zusammen, und in Köln schafften 1.000 Leute, daß die Rechten ihren Aufzug gegen die Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht abbrechen mußten. koch