: Dem letzten Bewohner bleibt die Luft weg
■ In der Schönhauser Allee 5 klagt der letzte Mieter über Schikanen des Eigentümers
Er ist der letzte Mohikaner der Schönhauser Allee 5. Seitdem die Firma Prometheus das ehemals besetzte Haus im Frühjahr 1998 gekauft hatte, wichen sämtliche längst mit Mietverträgen ausgestatteten Bewohner eher unfreiwillig der anstehenden Modernisierung. Auch vom ehemals regen kulturellem Leben im Haus ist nichts mehr übrig. Nur Alexander Rompe, Sänger der Ost-Kultband Feeling B, aus der auch die heutigen Chartbreaker Rammstein hervorgegangen sind, möchte sich nach fast zehn Jahren in dem Haus nicht so einfach vertreiben lassen: Schikanen des neuen Eigentümers Stefan Klatt sind die Folge.
„Ich fühle mich permanent bedroht“, erzählt Rompe, „deshalb halte ich mich nur stundenweise in meiner Wohnung auf.“ Vor etwa zwei Wochen habe er verstärkt mit Asthmaanfällen zu kämpfen gehabt. Wenig später habe ein Schornsteinfeger festgestellt, daß der Abzug der Gasetagenheizung mit Folie verklebt worden sei. Am 17. Mai „stürmten zwei Herren“, so Rompe, die Wohnung und forderten ihn unter Anwendung von Gewalt auf, die Auflösung des Mietvertrages zu unterschreiben. „Einer dieser Schränke schrie mich an, ich solle unterschreiben, wenn ich nicht zusammengeschlagen werden will“, berichtet er.
Diese Schilderungen sind für Barbara Oesterheld, wohnungspolitische Sprecherin der Grünen, keine Einzelfälle. „Schikanen gibt es häufig, das reicht vom Abstellen der Heizung bis hin zu Drohanrufen“, so Oesterheld, „faktisch besitzt Herr Rompe einen unantastbaren Mietvertrag, kann sich jedoch gegen unlautere Maßnahmen kaum wehren.“
Auch ein inzwischen ausgezogener Mieter berichtet von zahlreichen Drohanrufen. Zudem sei ihm für sechs Wochen das Wasser abgedreht worden. „So war es für meine Frau und meine Kinder nicht mehr möglich, hier zu leben.“ Als Entschädigung erhielt er, wie andere Mieter auch, eine fünfstellige Summe. Rompe wurden nach eigenen Angaben nur 5.000 Mark angeboten. Das sei zuwenig, um ihn etwa für die selbst eingebaute Heizung zu entschädigen.
„Bei dem einen Bäcker kostet das Brötchen eben 20 Pfennig, beim nächsten nur 15“, begründet Stefan Klatt die Entschädigungsdifferenz. Überhaupt sei Rompes Schilderung „Blödsinn“. Rompe habe ein „generelles Problem mit der Sanierung“ und „bastelt sich da irgendwas“ zusammen. „Wir sind keine Firma, die mit räuberischen Maßnahmen arbeitet“, erklärt Klatt. Die Auflösungsvereinbarung sei „Herrn Rompe zugeschickt“ worden, der sie „uns unterschrieben wieder zukommen ließ“.
Rechtsanwalt Thomas Zebisch, der auch andere Mieter der Schönhauser Allee vertrat, will nun Strafanzeige erstatten. In Fall Klatt sieht er ein „klares Eigeninteresse um den Faktor Geld“. Bliebe Rompe in der Wohnung, wäre die Miete – zur Zeit 672 Mark für 120 Quadratmeter – weit unter den durch den geplanten Verkauf der Wohnung erzielbaren Einnahmen. Katrin Cholotta
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