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Die Frau in Weiß

Die „Frau in Weiß“ ist keine reine Kostümausstellung. Hinter dem Untertitel „Das bürgerliche Brautkleid von 1800 bis heute“ steckt mehr. Natürlich atemberaubende Roben, aber auch Geschichten am Rande.

Accessoires zu Beispiel. Vom Spitzentaschentuch bis zum kombinierten Zigaretten-Schmink-Döschen. Vom rosafarbenen Strumpfband bis zum (un)verblümten offenen Brautkranz, der anzeigte: Keine Jungfrau mehr! Von Obszönität bis Luxus reichen die Geschichten, die um die Braut erzählt werden. Geschichten über Details, wie die eines Glitzerschals aus den zwanziger Jahren. Zart, aber aus Edelstahl gewebt.

Auf Brautkleider trifft man nicht bloß bei Familienfeiern. In der Textilfabrik Cromford in Ratingen ist deshalb mit Computer- und Videoinstallationen auch Raum für Brautinszenierungen in Malerei und Film geschaffen worden. Filmhochzeiten hinterlassen im Hochzeitsalltag ihre Spuren. „Wir wollen wieder Frauen sein!“ deklarierte Greta Garbo in einer Frauenzeitschrift. Eine weitere Zeitschrift aus den Dreißigern zeigt die Folgen ihrer Forderung: Modezeichnungen von Brautkleidern en masse – und jedes Model hat das Garbo-Profil.

Mit Schnittmuster und Nähmaschine daheim heißt es später: Weiß für alle. Nicht mehr bloß für die Gutbetuchten. Das schwarze Sonntagskleid plus weißem Schleier wird vollends passé. Doch die Demokratisierung des Traumkleides bringt auch Probleme. Was tun mit dem Kleid vom schönsten Tag im Leben? An Tagen, die dann ja nur noch schön sein können? Blau einfärben. Und hoffen, daß der weiße Traum darunter verschwindet. Nehmen wir an, das würde klappen. Niemand würde es merken. Eine wüßte es bestimmt.

Eingefärbt, umgearbeitet, selten bis nie getragen. Auch die Geschichte des blauen Hochzeitskleides fehlt in dem Cromforder Herrenhaus nicht. Die Ausstellungsmacherinnen aber haben eine andere Devise gewählt. Nicht einfärben. Abbilden!

„Die Frau in Weiß“. Sonderausstellung bis zum 5. September, Rheinisches Industriemuseum, Textilfabrik Cromford, Ratingen, Fon (02102) 87 03 09

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