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Appetitliche Körper, frisch paniert

■ Vor den Deichtorhallen startet heute das erste Beachvolleyballturnier der diesjährigen Saison

Der Körper: sonnengebräunt und athletisch. Das Gesicht: wie aus einem Werbespot. Der Mann: süchtig nach Sonne, Spaß, Sport und dem einzigen Stoff, den er wirklich braucht: Sand. Wenn Axel Hager einem spektakulären Schmetterschlag hinterherhechtet und anschließend wieder den Boden erreicht, wird sein wohlgeformter Körper binnen Sekunden frisch paniert. Die kleinen Körner bahnen ihren Weg bis zwischen die Zähne. Wer schon einmal am Strand gewesen ist, kennt dieses Gefühl. Hager liebt es. Er macht es beruflich. Von heute bis Sonntag kann man dem 30jährigen Hamburger dabei zusehen: Bei den Lipton-Masters, dem ersten Beachvolleyballturnier dieser Saison.

Den Ausflug ans Meer kann man sich jedoch sparen. Mit seinem drei Jahre älteren Teampartner Jörg Ahmann startet Hager direkt vor den Hamburger Deichtorhallen. Um dort das echte copacabanische Flair zu erzeugen, brauchten die Organisatoren vier Tage. Acht LKW-Ladungen Sand – rund 1200 Tonnen – luden Arbeiter in der Innenstadt ab: Ohne Beach kein Beachvolleyball. Das erste der insgesamt zehn in Deutschland auszuspielenden Masters lockt insgesamt 80 Spieler und Spielerinnen aus Rußland, Neuseeland und Deutschland, da-runter die besten deutschen Profis. Das hat zum einen lukrative Gründe: 50.000 Mark an Prämien gilt es in Hamburg auszugraben. Die gesamte Serie, deren Höhepunkt die Deutschen Meisterschaften vom 20. bis 22. August am Timmendorfer Strand sind, ist mit 520.000 Mark deutlich höher dotiert als 1998.

Doch nicht nur der Preisgelder wegen jetten die Profis über den Sand. Insbesondere die auf internationaler Ebene in diesen Wochen beginnende Olympia-Qualifikation wird von vielen als Hauptziel genannt. Drei Männer- und Frauenduos des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) konkurrieren um je einen Platz. „Wir wollen in dieser Saison eine einstellige Position in der Weltrangliste und den ersten Sieg bei einem Turnier der Weltserie“, verrät Jörg Ahmann. Denn das bringt Punkte für Sydney 2000.

Das Masters vor der eigenen Haustür konnten die beiden Hamburger allerdings noch nie gewinnen. „Das wollen wir ändern“, gibt sich Hager zuversichtlich, „wir sind in diesem Jahr früher in Form als letztes Jahr.“ Die Konkurrenz ist jedoch groß. Favoriten sind neben den Hamburgern Markus und Christoph Dieckmann aus Köln und das Team Oliver Oetke/ Andreas Scheuerpflug aus Weikersheim/ Freiburg. Die Vorjahressieger, die Schweizer Brüder Martin und Paul Laciga mußten wegen einer Mittelohrentzündung absagen.

Als 1988 die ersten Beachvolleyball-Events an Nord- und Ostseeküste ausgetragen werden sollte, stellten sich noch die Kurverwaltungen quer. Die auf dem Teutonengrill schmorenden Rentner pochten auf Ruhe und Mittagsschlaf. Das kann zwar inmitten der Großstadt eh nicht passieren. Aber auch an den Küsten hat sich das Image geändert: Beachvolleyball ist populär geworden. Die Zahl der Turnierspieler beläuft sich inzwischen auf 5000 Aktive, ganz abgesehen von den nach Schätzungen des DVV 50.000 Hobby-Akteuren.

Auch mit anderen rekordverdächtigen Zahlen wird am Wochenende nicht gegeizt werden: Während der letztjährigen Turniertage tranken Spieler und Helfer 3000 Dosen des vom Hauptsponsor bereitgestellten Eistees. Dabei ist der mindestens so klebrig wie Sand auf der Haut. Oliver Lück

Turnierspiele heute ab 13 Uhr, Sonnabend ab 9 Uhr, Sonntag ab 8.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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