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„Wir durften ja nicht sprechen“

Heute wird eine Ausstellung über das Mädchen-KZ Uckermark eröffnet  ■ Von Birgit Hoyer

Ein Bild der Trostlosigkeit: hageres Gestrüpp, eine Reihe von Betonplatten, auf dem kargen Erdboden Reifenspuren. Weder ein Mahnmal noch Informationstafeln erinnern an dieser Stelle daran, daß sich hier eines der beiden Konzentrationslager befand, in denen die Nazis „asoziale“ Jugendliche „durch geeignete Unterbringung an weiterer Belastung der Allgemeinheit“ hindern wollten. Eine Wan-derausstellung will nun vom 4. bis 27. Juni in Hamburg dazu beitragen, das „,vergessene' Mädchen-KZ Uckermark in Brandenburg bekannter zu machen“.

Während männliche „Zöglinge“ ins niedersächsische Moringen mußten, kamen die weiblichen nach Brandenburg – etwa 1200 Mädchen und junge Frauen wurden ab 1942 im KZ Uckermark, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Frauen-KZ Ravensbrück, zur Arbeit gezwungen, geschunden und mißhandelt. Ab Januar 1945 wurde ein Teil des Geländes zum Selektierungs- und Vernichtungslager für Häftlinge aus Ravensbrück. Während in Moringen eine Gedenkstätte eingerichtet wurde, erklärte die Rote Armee Uckermark zum militärischen Sperrgebiet.

TeilnehmerInnen von drei Baucamps, darunter eines von FrauenLesben, begaben sich 1997 auf Spurensuche. Freigelegt wurden Fundamente von Häftlingsbaracken, Scherben, Ziegel und verrottete Aktendeckel kamen ans Licht. Die Fundamente wurden wieder zugeschüttet, doch drei Berlinerinnen konzipierten im vorigen Jahr eine Veranstaltungsreihe zum KZ Uckermark und später die Ausstellung: „Wir durften ja nicht sprechen. Sobald man Kontakt suchte mit irgendjemandem, hagelte es Strafen“.

Sinnlich erfahrbar machen können die elf Stelltafeln den Lageralltag nicht. Historische Bilder sind keine vorhanden, hauptsächlich Aussagen von Häftlingen geben Aufschluß über das qualvolle Leben der inhaftierten Mädchen. Die Ausstellung, sagt Katrin Arnold, soll den Stand der Forschungsergebnisse zu den NS-euphemistisch Jugendschutzlagern genannten Disziplinierungseinrichtungen wiedergeben. Und bekannt machen, „daß es ein Mädchen-KZ überhaupt gab“.

Katrin Arnold gehört zu der autonomen FrauenLesben-Gruppe, die die Ausstellung nach Hamburg geholt und die Begleitveranstaltungen organisiert hat. 15 Frauen treffen sich seit zweieinhalb Jahren und beschäftigen sich ausführlich mit dem Thema Zwangsarbeit in der NS-Zeit. Entsprechend kundig ist die, so Arnold, „sehr subjektive Auswahl“ der Veranstaltungen zur Ausstellung. Filme berichten über die „Verfolgung von Frauen aus sozialen Gründen“, Vorträge behandeln individuelle Frauenschicksale oder die „Fürsorgeerziehung“ im NS-Staat. Die Veranstaltungen sind zugänglich für Rollstuhlfahrerinnen und können in die Deutsche Gebärdensprache übersetzt werden. Männer dürfen an ihnen nicht teilnehmen. „Das war eine grundsätzliche Entscheidung“, sagt Arbold, „wir bieten das im Rahmen der Frauenbewegung an“.

Die Ausstellung dagegen dürfen auch Männer besuchen: vom 7. bis 11. Juni im Haus 3 (Hospitalstraße 7), vom 13. bis 19. Juni im Hamburg Haus Eimsbüttel (Doormannsweg 12). Nur für Frauen ist sie vom 4. bis 6. Juni im Haus 3 und vom 21. bis 27. Juni im Frauenbuchladen (Bismarckstraße 98). Über das Begleitprogramm informiert der taz-Veranstaltungskalender.

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