Ein EU-Gipfel ohne kleinliches Gezänk

■ Der Kosovo-Effekt wirkt wohltuend auf den Gipfel in Köln

Weltstädtisch und weltoffen präsentiert sich Köln als Gipfelstadt zum Abschluß der deutschen EU-Präsidentschaft. Kein Stromausfall, keine Staus an den Sicherheitsschleusen wie Ende März in Berlin, sondern perfekte Organisation im historischen Rahmen der Kölner Altstadt. Auf der Domplatte feierte ein gutgelaunter Kölner Kardinal Meisner bei strahlendem Wetter mit Teilnehmern aus aller Welt den Fronleichnam-Gottesdienst. Fürbitten auf portugiesisch und vietnamesisch. Wechselgebet in Deutsch, Ungarisch, Kroatisch.

Am frühen Nachmittag war klar, daß die Gebete genützt hatten. Bundeskanzler Schröder machte sich auf zum Flughafen, um den aus Belgrad zurückkehrenden finnischen Unterhändler Martti Ahtisaari abzuholen.

Die Gipfelteilnehmer ein paar Meter weiter im Gürzenich kamen schon am ersten Tag gut voran. Zwar mußte der Gipfelzeitplan wegen Ahtisaaris und Tschernomyrdins Reise nach Belgrad völlig umgekrempelt werden. Der Kosovo-Effekt, der schon beim Berliner Gipfel dazu führte, daß sich angesichts der dramatischen außenpolitischen Lage kleinliches Gezänk in Grenzen hielt, prägt auch den Gipfel von Köln.

Schon am Morgen stellte der designierte Kommissionspräsident Romano Prodi den Staatschefs die Pläne für seine Amtszeit vor. Die Struktur der neuen Kommission, so Prodi, stehe in Umrissen fest. Die Kommissariate, die für Außenbeziehungen zuständig sind, sollen nicht mehr regional, sondern nach Aufgabenbereichen verteilt werden. So sollen Kompetenzüberschneidungen vermieden werden. Die Zahl der Kommissariate wird erst in Zusammenhang mit Beitrittsverhandlungen neuer Anwärter aus Osteuropa reduziert.

Daß sich die Beitrittsländer möglicherweise auf längere Wartezeiten einrichten müssen als ursprünglich vorgesehen, läßt sich aus Äußerungen des noch amtierenden EU-Parlamentspräsidenten Gil-Robles schließen. „Die Prognosen ändern sich“, so Gil-Robles am Morgen. Die Kosten des Krieges und Wiederaufbaus würden dazu führen, daß die Mittel anders verteilt werden müßten als bisher geplant.

Schon jetzt wird in der noch amtierenden EU-Kommission an Plänen gearbeitet, wie der Wiederaufbau auf dem Balkan koordiniert werden kann. Jacques Santer will eine Agentur installieren, die dafür zuständig ist. So soll vermieden werden, daß die Regierungschefs Aufbauprogramme beschließen, deren Durchführung dann die Kommission überfordern. Pannen mit der Durchführung von EU-Programmen hatten letztlich zum Rücktritt der Santer-Kommission geführt. Daniela Weingärtner, Köln