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Saulas zu Paulas

■ Als die Rote Flora brannte, wurden Feinde plötzlich zu Freunden

Der 28. November beschert den FreundInnen der „Roten Flora“ ein böses Erwachen: Ihr Kasten am Schulterblatt steht seit 2.30 Uhr nachts in Flammen. Das Feuer war vermutlich durch einen technischen Defekt im „Archiv der sozialen Bewegungen“ im Dachgeschoß ausgebrochen. Im Laufe der Nacht verbrannte nicht nur diese unersetzliche Sammlung von Dokumenten der „Neuen Linken“, sondern auch der Rest des Obergeschosses und das Dach.

Was die Flammen nicht schaffen, vernichtet das Löschwasser. Am Abend des 28. November steht der Keller unter Wasser, die Wände sind feuchter als ein Badeschwamm, und einige Leute in der Stadt reiben sich die Hände: Wird das seit 1989 besetzte Ex-Theater jetzt abgerissen? Doch es kommt anders: „Wir machen weiter“, verkünden die FloristInnen und beginnen mit Aufräumarbeiten, kaum daß die letzten Rauchschwaden verzogen und die letzten Tränen getrocknet sind. Anfängliche Gerüchte über Brandstiftung bestätigen sich nicht.

Völlig unbekannte Menschen spenden Geld, Nahrung und Solidarität. Die Stadtentwicklungsbehörde hält stille, der Bezirk Altona gibt sich wohlwollend, und die Feuerkasse will für einen Großteil der Kosten aufkommen. Der untere Teil des Gebäudes wird noch vor dem dicksten Frost trockengelegt, innerhalb von zwei Wochen errichten die Baubrigaden ein Notdach. Die Sylvesterparty kann schon wieder in der Flora stattfinden.

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