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„Der Ingo läuft doch allen davon“

■ Bei den Hamburger Leichtathletik-Meisterschaften im Stadtpark sackte der Bergedorfer Ingo Schultz vier Titel ein

Zugegeben – wie ein echter Sieger sieht der Mann nicht aus. Den langen Oberkörper weit vorgebeugt steht er nach Luft japsend vor der Tribüne der Jahnkampfbahn. Dabei hätte Ingo Schultz allen Grund zum Freudentaumel. Denn soeben hat der 24jährige Bergedorfer in 50,54 Sekunden über 400 Meter den vierten Titel bei den Hamburger Leichtathletik-Meisterschaften eingeheimst.

Der 2,01 Meter lange Schlacks, der erst vor zwei Jahren per Zufall zur Leichtathletik fand, hatte ein hartes Brot zu knabbern: Viermal, über 100, 200 und 400 Meter sowie in der 4x100-Meter-Staffel, trat Schultz am Wochenende in der Arena am Stadtpark an. Und gewann alles. „Ein verdammt hartes Programm“, gesteht das Ausnahmetalent ein. Doch so richtige Konkurrenz gibt es für den Bergedorfer nicht. „Der Ingo läuft doch allen davon“, konstatierte Dieter Neubauer, Pressesprecher des Hamburger Leichtathletik-Verbands (HLV) lapidar. Folglich richtet Ingo Schultz auch sein ganzes Augenmerk auf die Deutschen Meisterschaften Anfang Juli in Erfurt – dann erst muß er mit ernstzunehmendem Widerstand rechnen. „Da will ich über 400 Meter unter die ersten Drei kommen“, blickt Schultz optimistisch nach vorne.

Doch auch bei den übrigen 249 AthletInnen waren vereinzelte Bestleistungen zu verzeichnen. So glänzte Anika Ahrens vom Hamburger SV mit zwei Titeln über 100 Meter in 12,18 Sekunden und 400 Meter in 53,30 Sekunden.

Das besondere Wohlgefallen von HLV-Pressesprecher Dieter Neubauer traf aber die jungen SportlerInnen: „Die Jugendlichen zeigen hier tolle Leistungen.“ Da ist zum Beispiel Marcel Benert vom Bramfelder SV. Er hechelte bei der männlichen Jugend B über 100 Meter nach 11,26 Sekunden über die Ziellinie. Das Kuriose: Eigentlich dürfte der 15jährige Pennäler gar nicht bei der B-Jugend an den Start gehen – er ist noch zu jung. Erst eine Ausnahmegenehmigung des HLV brachte Benert Start und Sieg ein.

Doch es wurde nicht nur gelaufen am Rande des Stadtparks. Diverse Athletinnen probierten sich im weiten Stoßen schwerer Kugeln oder im Hüpfen mit Hilfe eines elastischen Stabs. Die Ergebnisse aber können sich nicht sehen lassen. „Bei den technischen Disziplinen sehen wir wirklich alt aus“, winkte Neubauer auch forsch ab. Wie schön, daß es da einen Ingo Schultz gibt. Matthias Anbuhl

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