piwik no script img

Serbien: Kriegszustand bald beendet

Die jugoslawische Regierung will den Kriegszustand mit der Nato bald formell beenden. Die Belgrader Zeitung Blic zitierte gestern den als Vertrauten von Präsident Slobodan Miloevic geltenden Politiker Radmilo Bogdanovic mit den Worten, die Rückkehr zur Normalität könnte erklärt werden, „sobald Polizeiund Militär aus dem Kosovo zurückgezogen sind“. Mit der Erklärung des Kriegszustands durften unter anderem Männer im wehrfähigen Alter das Land nicht mehr verlassen, außerdem war eine Teilmobilisierung verfügt und die Wirtschaft einer strengeren Staatskontrolle unterstellt worden. AP

*

Bundeswehrsoldaten und Kämpfer der Kosovo-Befreiungsarmee (UÇK) haben gestern rund 300 Flüchtlinge daran gehindert, von Albanien aus in das Kosovo zurückzukehren. Der Vorfall ereignete sich nach Angaben der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) an der Grenzübergangsstelle Morini. Die Vereinten Nationen wollen, daß die Vertriebenen in den Flüchtlingslagern der Nachbarländer bleiben, bis die internationale Friedenstruppe die Ordnung im Kosovo wiederhergestellt und Minenfelder geräumt hat. AP

*

Seit dem Einmarsch der internationalen Truppen im Kosovo sind mehr als 10.000 Serbengeflüchtet. Diese Zahl nannte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) gestern in Genf. Das jugoslawische Rote Kreuz habe drei Stationen in der Nähe von Nis und Ribavica eingerichtet, um die Flüchtenden mit Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern zu versorgen. dpa

*

Ein am Montag letzter Woche in Bosnien-Herzegowina festgenommener Mann bestreitet, der mutmaßliche Kriegsverbrecher Dragan Kolundzija zu sein. Vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag erklärte der Anwalt des Beschuldigten gestern, der Name des Festgenommenen werde anders geschrieben. Außerdem sei sein Mandant an einem anderen Tag und Ort geboren als die vom Tribunal beschuldigte Person. Die Anklage hingegen sagte, der Verdächtige sei vor seiner Festnahme von Zeugen erkannt worden. Man werde sich jedoch um Klärung der Identität bemühen. Kolundija werden Morde und Mißhandlungen im Lager Keraterm vorgeworfen. dpa

*

Ein geheimer Vermittler hat einem Zeitungsbericht zufolge dem Friedensplan für das Kosovo zum Durchbruch verholfen. Wie die Financial Times in ihrer gestrigen Ausgabe unter Berufung auf serbische Polizeikreise berichtete, hat der schwedische Finanzier Peter Castenfelt im Mai den Weg für die letztendlich erfolgreichen Verhandlungen mit dem jugoslawischen Präsidenten Slobodan Miloevic bereitet. Castenfelt habe Miloevic bereits einige Tage vor der Zustimmung Jugoslawiens zum internationalen Kosovo-Friedensplan mitgeteilt, unter welchen Bedingungen die Nato zur Einstellung der Luftangriffe bereit sei. rtr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen