: Keine Kur für den Stadtparksee
Senat legt genau Pläne zur Umgestaltung der Hamburger Bäder vor ■ Von Judith Weber
Der Hamburger Stadtparksee bleibt in diesem Sommer so marode wie er ist. „Wir erhalten das Bad in einem Zustand, den man als Minimum von uns erwarten kann“, sagte gestern Klauspeter Schelm, Geschäftsführer der Badbetreiberin Bäderland, zur taz. Bis das Traditionsfreibad aber grundlegend modernisiert werde, „dürfte es noch mindestens ein Jahr dauern“.
Dann allerdings soll das Becken aufgepeppt werden. Eine „attraktive Wasserfreizeitanlage Mantelnutzung“ möchten Senat und Bäderland aus dem Becken im Grünen machen. Schelm, der zur Zeit „mit allen möglichen Investoren verhandelt“, kann sich eine Sauna am See genauso vorstellen wie eine Tagungsstätte oder Gastronomie.
Für die übrigen Schwimmanlagen der Hansestadt will die stadteigene Bäderland GmbH in den kommenden zehn Jahren insgesamt 118 Millionen Mark ausgeben. Ziel ist es, „die Attraktivität des Bäderangebotes zu erhalten und gezielt auszubauen“, so das „Bäderkonzept 1998 bis 2007“, das der rot-grüne Hamburger Senat nun der Bürgerschaft zugeleitet hat. In dem 22seitigen Papier steht, was, wann und wo neu gebaut, renoviert oder modernisiert werden soll.
Geplant ist unter anderem mehr Platz für SportschwimmerInnen: In sogenannten Funktionshallen sollen Schulen oder Vereine Kraulen üben, ohne durch gemächliche HobbyschwimmerInnen gestört zu werden. Auch die Alsterschwimmhalle, Hamburgs einziges Innenbecken mit 50-Meter-Bahn, soll „auf sportliches Schwimmen und Fitnessaktivitäten ausgerichtet“ werden. Schließlich verdient Bäderland an den SportlerInnen so viel wie an keiner anderen KundInnengruppe: Rund 14 Millionen Mark sind es jährlich; das entspricht mehr als der Hälfte der Gesamteinnahmen.
Ein weiteres Viertel kommt von jenen HamburgerInnen, die eher baden als schwimmen. Gut zwei Millionen BesucherInnen strömen jährlich in die reinen Freizeitanlagen und lassen acht Millionen Mark dort. Folglich wird in diesem Bereich investiert: In Volksdorf und Bramfeld sollen Außenbecken entstehen, die beheizt werden und so auch im Winter nutzbar sind. In Bergedorf wird ein neues Kombibad inklusive Sauna gebaut.
Denn Schwitzen kommt an bei den potentiellen KundInnen, glaubt die Bäderland. Deshalb will sie die Saunaangebote im Holthusen- und Bismarckbad sowie in der Bartholomäus-Therme, im MidSommerland und im Regionalbad Blankenese erweitern. In Volksdorf und in Niendorf sowie im Eimsbüttler Kaifu-Bad sind „Fitnesskurse und Bewegungsprogramme“ vorgesehen.
Nicht so rosig sind die Aussichten für die Bäder Finkenwerder, St. Pauli, Dulsberg, Osdorfer Born und Rahlstedt. Hier „muß gegebenenfalls die Rücknahme von Angeboten ins Auge gefaßt werden“, so das Bäderkonzept. „Schließungen sollen allerdings vermieden werden.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen