Nebenkriegsschauplatz
: Flüchtlings-Sponsoring

■ Alles eine Imagefrage: Firmen tun Gutes und erschließen nebenbei neue Märkte

Mit den Flüchtlingen kommen die Firmen: Die großen Unternehmen der Welt investieren seit einiger Zeit im großen Stil in den „humanitären Sektor“. Ob sie nun Geld, Computer, Telefone und Zeltplanen spenden oder einen ganzen Krisenstab abstellen – die Hilfsmöglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. In Albanien sind gleich mehrere Dutzend Firmen vertreten, die sich von ihrem Engagement für die Kosovo-Flüchtlinge ein besseres Image und den Zugang zu neuen Märkten erhoffen.

Die Probleme bei Flüchtlingsdramen sehen immer ähnlich aus: Zugang zu Wasser, Lebensmitteln, Strom und Kommunikationseinrichtungen, Abfallbeseitigung, Registrierung der Flüchtlinge. Unter den in Albanien vertretenen Firmen sind etwa die Computerhersteller Hewlett Packard und Compaq, die Laptops und Drucker im Wert von knapp 1,4 Milliarden Mark spendeten, mit denen Flüchtlinge registriert und Familienzusammenführungen organisiert werden sollen.

Langjährige Erfahrung mit humanitären Operationen hat auch die französische Vivendi-Gruppe, die Weltmarktführer bei der Wasserversorgung ist. Das Unternehmen war schon bei den Überschwemmungen in China oder beim Wirbelsturm „Mitch“ in Mittelamerika dabei und lieferte nun eine Studie über die Trinkwasserqualität des Kukes-Sees sowie eine Pumpstation, die pro Stunde 15.000 Liter Wasser aufbereiten kann. „Wir sind dabei, ein eigenes Materiallager für humanitäre Einsätze aufzubauen und Freiwillige auszubilden, die regelmäßig bei Krisen losgeschickt werden sollen“, sagt Vivendi-Manager Thierry Vandevelde. Ein Abkommen mit dem französischen Roten Kreuz sei in Vorbereitung.

Die Unternehmen werden oft direkt von den Krisenstäben der jeweiligen Regierung kontaktiert und um einen Beitrag gebeten. „Natürlich ist das nicht immer uneigennützig“, bestätigt die Mitarbeiterin einer europäischen Regierung. Es sei eine Imagefrage, verbunden mit einer langfristigen kommerziellen Strategie. Firmen aus Italien und den USA seien darin führend. Ob sich das Engagement der Firmen langfristig auch in bezahlten Aufträgen niederschlägt, ist unklar. Gerade Albanien gilt da nicht gerade als attraktiv. „Für uns sind eher das Kosovo und die gesamte Balkanregion interessant“, räumt die „humanitäre Delegierte“ einer Sponsor-Firma ein.

AFP/taz