piwik no script img

Unterm Strich

Als „in jeder Hinsicht titanisches Werk“ ist Sumo angekündigt, ein 30 kg schweres, 480 Seiten starkes und 50 x 70 cm großes Buch mit Fotografien von Helmut Newton. Nach Einschätzung des Taschen Verlags, der ein Budget von 10 Mio. dafür lockergemacht hat, schlägt das Buch „sämtliche Rekorde“ und „ist auf dem Buchmarkt einzigartig“. Es soll, vom Künstler handsigniert, in einer weltweit limitierten Auflage von 10.000 Stück erscheinen und pro Land auf eine bestimmte Stückzahl limitiert bleiben. Wie viele Exemplare in Ghana, Moldawien und Montenegro rauskommen werden, wurde auf der gestrigen Pressekonferenz in Basel nicht verraten. Innendrin sind aber allem Anschein nach bloß die Newtonschen Edelnackten. Dafür hat Philippe Starck eigens ein Objekt entworfen, das zur Aufstellung des Buches zu Hause dient. Besonders für Leute in Einzimmerwohnungen geeignet!

Skandalpublizistik für Fortgeschrittene: Es schäumt wieder in und um Martin Walser, und das in doppelter Leitartiklerlänge. Nachdem der Berliner Tagesspiegel vorgestern leicht kleinlaut die Behauptung zurückgenommen hatte, Walser habe die Berliner zu Massenprotesten gegen das geplante Holocaust-Mahnmal aufgefordert, und eingeräumt wurde, in einem Bericht über eine Podiumsdiskussion „die mißverständlichen Äußerungen Walsers zugespitzt zu haben“, legte gestern FAZ-Frank Schirrmacher zweispaltig, „feinmechanisch“ und unter Hinzuziehung von Walter Benjamin von oben bis unten nach. Wo immer Walser erscheint, so Schirrmacher, seien „Überführungsexperten am Werke, journalistische Staatsanwälte auf der Suche nach jenem letzten, allen Verdacht bestätigenden Beweis“. So messerscharf wird indes nicht überall geschlossen. Eine Meldung unterm Strich kann der Sache mitunter auch angemessen sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen