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■ Nordirlands Friedensprozeß steht kurz vor dem Scheitern
Am Montag beginnt in Belfast die letzte Runde intensiver Verhandlungen, um das nordirische Friedensabkommen vom Karfreitag 1998 zu retten. Die Frist, die der britische Premierminister Tony Blair für eine Einigung gesetzt hat, läuft Ende Juni ab. Bis dahin muß die nordirische Regierung im Amt sein. Blair und sein irischer Amtskollege Bertie Ahern stehen ab Donnerstag bereit, um an den Verhandlungen teilzunehmen.
Ebenfalls am Donnerstag beginnt in Derry eine neue Herausforderung für Nordirland: ein sogenannter protestantischer Marsch für Menschenrechte quer durch die Provinz, bei dem Tausende von Menschen mitlaufen werden und 38 Paraden sich kurz vor Schluß anschließen sollen. Endpunkt ist nach elf Tagen und 200 Kilometern die Stadt Portadown – und zwar ausgerechnet am 4. Juli, dem Tag, an dem dort die seit Jahren umkämpfte protestantische Oranier-Parade durch ein katholisches Wohnviertel stattfinden soll.
Darüber hinaus wollen die Oranier in den nächsten vier Wochen 25 weitere Paraden in Portadown abhalten. Die Verhandlungen mit den katholischen Anwohnern darüber sind vorgestern gescheitert.
Der Streitpunkt, der seit Monaten jeden Fortschritt bei den Verhandlungen über eine Regierungsbildung lähmt, sind die Waffen der Irisch-Republikanischen Armee (IRA). Der designierte nordirische Premierminister David Trimble von der Unionistischen Partei, deren Hardliner ihm schwer zu schaffen machen, besteht auf einer IRA-Abrüstung, bevor er Sinn Féin, dem politischen Flügel der IRA, zwei Ministerposten in seiner Allparteienregierung überläßt. Sinn Féin, ebenso wie die sozialdemokratische SDLP, verweist jedoch darauf, daß die Ausmusterung der Waffen laut Abkommen keine Vorbedingung für die Regierungsbildung sei. Ralf Sotscheck
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