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Radikale Diagnose ohne Therapievorschläge

betr.: „Die Tragödie des grünen Niedergangs“ vom 17. 6. 99

Den Kritikpunkten Jacob von Uexkülls könnte ich mich weitgehend anschließen; der radikalen Diagnose läßt er aber leider keine brauchbaren Therapie-Vorschläge folgen, die er doch kennen müßte. Mag sein, daß Szenarien einer grünen Weltordnung in den Schubladen der grünen Parteizentralen lagern, deren mangelnde Umsetzung der Autor ja auch moniert. Wenn das aber der Fall ist, dann ist dies keineswegs der Laxheit oder Kopflosigkeit der grünen Politriege geschuldet; die haben es immerhin 20 Jahre lang versucht. Aber sie haben sich auf ein Spiel eingelassen, das sie gar nicht gewinnen können, weil sie die Regeln nicht gemacht haben ...

Genauso wie „Dax, DowJones und Firmenfusionen“ unsere Zukunft nicht entscheiden, werden keine genügend weitreichenden Veränderungsimpulse von den Instanzen ausgehen, auf die sich die Grünen verlassen: Parlament und Medien, vielleicht auch mal ein Demonstratiönchen. Auch das ist nicht die Realität.

Es gibt schonende und gerechte Lebensweisen und auch Leute, die uns so etwas seit Jahren vorexerzieren; ich habe fest vor, mich nach meinem Studium in solche Strukturen genossenschaftlicher Subsistenzwirtschaft einzuordnen.

Und nur, wenn das Millionen andere auf der Welt auch tun, wenn daraus ein Sektor kooperierender kleiner Teams mit regionaler Verwurzelung wird und wenn der globale Industriekapitalismus mangels Partizipation verschrumpelt und eingeht, wird sich etwas wesentliches an unserer Situation ändern. Die Leute werden das aber nur machen, wenn solche Strukturen bereits im Entstehen sind und ihnen eine Perspektive darauf bieten, was die bestehenden Organisationsprinzipien nicht mehr leisten können, z. B. materielle Sicherheit, Gestaltungsmacht über das eigene Leben, überhaupt ein Leben ohne ständigen Leistungsdruck von oben.

Einer „schmerzvollen Umwandlung“ müssen die grünen Parteien der Welt darum aktiv Vorschub leisten, indem sie diesen Sektor mitgründen, ihn unterstützen und praktische Koordinationsarbeit leisten, wo dies gewünscht wird. Das wäre tatsächlich Realpolitik. Wenn die Grünen damit anfangen, dann gehe ich auch wieder wählen. Ansonsten haben sie für mich keinen Wert mehr und können von mir aus zum Teufel gehen. Florian Suittenpointner, 24, München

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