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Mit dem Joystick über den Dächern Berlins

■ Eine Ausstellung am Gendarmenmarkt zeigt die neuen virtuellen Wirklichkeiten

Früchte ohne Messer zerschneiden? Die Bahn eines Wettersatelliten verändern? Als Fisch das Guggenheim Museum Bilbao durchschweben? Kein Problem – zumindest in der Virtual Reality. Beispiele aus der computergenerierten Scheinwelt zeigt die Ausstellung „Forum Mediale“ am Gendarmenmarkt, die gestern abend eröffnet wurde.

Und die Anwendungen sind vielfältig. Besucher können eine virtuelle Ausstellung zur deutschen Geschichte besuchen (www.dhm.de/lemo) oder an einem Lehrgang für Wetterforscher teilnehmen: Das EU-geförderte Projekt bietet in vier Sprachen Kurse zu Satelliten-Meteorologie und numerischer Wettervorhersage (euromet.meteo.fr). Der Allgemeinheit zugänglich sind in der Schau virtuell begehbare Modelle. Den verschlungenen Gehry-Entwurf in Bilbao etwa können beliebig viele Besucher durchstöbern. Die Wände des virtuellen Museums mußten aber kahl bleiben, weil das echte Museum um seine Besucher fürchtete, hieß es.

Während das Museumsmodell auf Standard-PCs dargestellt werden kann, erfordert „Berlin 2010“ einen Hochleistungsrechner. In dieser virtuellen Stadt, dem größten Modell weltweit, können die Besucher über die Dächer der geplanten Bauten fliegen, sich per Joystick in die Straßenschluchten stürzen und sogar in U-Bahnhöfe tauchen. Die Straßenoberfläche ist dort unten durchsichtig und schafft Blickwinkel, die in der echten Welt unmöglich sind. Mit solchen Perspektiven, berichtet Ines Voigtländer vom Hersteller Artemedia, sei es schon gelungen, Bedenken von Natur- und Denkmalschützern angesichts einiger Bauprojekte zu zerstreuen.

Die spielerischen Möglichkeiten der neuen Medien zeigen Objekte wie den virtuellen Menschen: Er läßt deutlich tiefer blikken als das gewohnte Spiegelbild, zeigt es doch die Anatomie des Betrachters in 3 D. In Scheiben geschnitten werden auch Früchte – einfach durch Bewegen des Bildschirms. Und anders als im wirklichen Leben kann man alles wieder rückgängig machen. Marc Ermer

Ausstellung bis 30. 6. im Wissenschaftsforum Markgrafen- Ecke Taubenstraße, täglich 10  bis 20 Uhr. Veranstaltungen: berlinews.de/forschungsmarkt

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