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Parlamentsplatz als protestfreie Zone

■ Polizei verbietet in Belgrad Demonstration von serbischen Flüchtlingen aus dem Kosovo. Draskovic fordert Reformen

Die Belgrader Polizei hat gestern eine Demonstration von etwa 50 Serben aus dem Kosovo vor dem jugoslawischen Parlament verhindert. Der Organisator der Kundgebung wurde festgenommen, wie ein AFP-Korrespondent beobachtete. Die Demonstranten versammelten sich daraufhin auf einem anderen Platz und verlasen ihre Forderungen an den jugoslawischen Präsidenten Slobodan Miloevic.

Sie verlangten unter anderem eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats, weil deutsche Soldaten der Kosovo-Friedenstruppe KFOR die UN-Resolution zum Kosovo verletzt hätten. Die Flüchtlinge aus Prizren warfen den Deutschen vor, „organisierte Terroristenbanden“ in das Kosovo gelassen und und die Schaffung „albanischer politischer Institutionen“ unterstützt zu haben.

Bereits am Sonntag hatten sich 200 aus dem Kosovo geflüchtete Serben in der Belgrader Innenstadt versammelt. Die Flüchtlinge aus Prizren, Pec und anderen Städten aus dem Südwesten Kosovos warfen den serbischen Behörden vor, nichts für ihren Schutz vor albanischen Terroristen im Kosovo unternommen zu haben. „Die serbische Regierung sollte mal einen Monat mit ihren Familien im Kosovo verbringen. Dann können sie uns erzählen, was Sicherheit ist“, sagte ein Flüchtling. Auch protestierten sie gegen ihre Behandlung in Serbien. Die meisten von ihnen hatten in den vergangenen Tagen in ihren Wagen außerhalb Belgrads auf Feldern kampieren müssen, weil sich die cBehörden geweigert hatten, Unterkünfte zu errichten.

Der Vorsitzende der Serbischen Erneuerungsbewegung, Vuk Draskovc, forderte die Einsetzung einer demokratischen und reformorientierten Regierung. Ohne grundsätzliche politische Veränderungen in Serbien könne der Exodus der Serben aus dem Kosovo nicht gestoppt werden, sagte er. Überdies warnte er erneut vor dem Ausbleiben internationaler Finanzhilfen, sollten demokratischen Reformen weiter verschleppt werden. Zahlreiche Beobachter werteten die Proteste als Anfang vom Ende der Regierung Miloevic. Das Ende der politischen Karriere von Miloevic sei zwar schon oft vorhergesagt worden, sagte der Politologe Aleksa Djilas. Doch so akut wie jetzt sei die Krise noch nie gewesen.

Unterdessen begannen etwa dreitausend nach Montenegro geflüchtete Kosovo-Serben gestern mit der Rückkehr in ihre Heimatorte in der Umgebung der Stadt Pec. Zuvor hatten sie Sicherheitsgarantien von der internationalen Schutztruppe KFOR erhalten, meldete die amtliche jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug in Belgrad. dpa/AFP/taz

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