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Mit Händen und Füßen zur Toilette

Wenn um 5 Uhr am Morgen Joachim Dejon (40) seine 240-Liter-Tonne packt und über den Kieler Innenstadthafen zieht, hat er harte und handfeste Arbeit vor sich. Müll, Müll und nochmals Müll – täglich werden allein an der Kiellinie etwa drei Kubikmeter Abfall mit Handarbeit beseitigt. „Aber das Schlimmste sind die Dosen“, stellt Dejon fest: „Die Leute bringen die ja rucksackweise mit.“ Ein wenig Verständnis schimmert aber bei der lapidaren Klarstellung mit: „Naja, wenn hier 0,3 Liter Bier vier Mark kosten und die Halbliter-Dose im Supermarkt 'ne Mark un' tein Pennig ...“

Seit zehn Jahren kämpft Dejon alljährlich bei der Kieler Woche gegen die Abfallberge. Gibt es einen Unterschied zu heute? „Ja, als die Getränke und Wurst-Stände noch mit Pappbechern arbeiteten: Da hat man morgens keine Gehwegplatten mehr gesehen – das war alles weiß.“ Dafür müssen heute – neben den Dosen – auch mehr Glasscherben beseitigt werden. Für Dejon bedeutet die Kieler-Woche-Arbeit eine Menge Abwechslung. „Mir macht das Spaß“, sagt er: „Du siehst viele Leute, hörst viele Sprachen und wirst auch immer wieder selbst angesprochen.“ Die häufigste Frage – „Wo ist die Toilette?“ – wird auch schon mal in einer Fremdsprache gestellt: „Aber mit Händen und Füßen habe ich die Antwort auch hingekriegt.“ Sein Fazit: „Irgendwie sind wir Mädchen für alles.“ Volker Mienkus

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