piwik no script img

Frei nach dem St.-Florians-Prinzip

■ betr.: „Grüne und Anwohner gegen Flohmarkt“ (Nachbarn des Schöneberger Rathauses empfinden Flohmarkt als Drangsal), taz vom 15. 6. 99

[...] Selbstverständlich waren die Wohngebiete rund um das Rathaus Schöneberg in den Zeiten zwischen Umzug von Abgeordnetenhaus und Senat und der Einrichtung des Trödelmarkts geradezu idyllisch ruhig. Selbstverständlich gab es immer ausreichend Parkplätze.

Und selbstverständlich ist es quirliger geworden, und natürlich gibt es zeitweise einen auffälligen Parkplatzsuchverkehr. Diese Belastungen werden auch von der Schöneberger SPD nicht ignoriert. Nicht von ungefähr gibt es einen SPD-Antrag zur Milderung der lästigen Begleiterscheinungen.

Aber die Haltung der Anwohner, die sich unerträglich belästigt fühlen, können wir im vorgetragenen Umfang nicht nachvollziehen. Ihr striktes „Der Markt muß weg“ ist nicht im Ansatz eine Diskussionsgrundlage.

Die Fraktion Bündnis 90/Grüne greift die Anwohnerbeschwerden nicht nur auf, sondern steigert dies bis hin zum Ressentiment „Bürger holt die Wäsche von der Leine, die Zigeuner kommen“. Frei nach St. Florian wird dann angeregt, den Markt doch zum Sachsendamm zu verlegen, wo er zum Absterben verurteilt wäre. Und: Am Sachsendamm wohnen auch Menschen, aber vielleicht aus bündnisgrüner Sicht nur Menschen zweiter Klasse. Mit Grün für das Recht auf einen Parkplatz vor dem Hause. Mit Grün Ruhe vor dem zwielichtigen Trödlervolk. Mit Grün auf Stimmenfang, gleich welcher Inhalt dahintersteckt. Doch dies ohne die Schöneberger SPD. Axel Seltz, Vorsitzender der SPD-BVV-Fraktion

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die auf dieser Seite erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen