: Unterm Strich
Nachdem FinanzministerEichel seinen Sparplan vorlegte, sind sie jetzt wieder dran, die Goethe-Institute. Kaum sind die Schließungen von neun Zweigstellen in den letzten Jahren einigermaßen verdaut (was fünfeinhalb Millionen brachte), müssen 14 oder 15 Milionen Mark in einem 360-Millionen-Mark-Budget eingespart werden. Will man die Schließung weiterer Institute umgehen, was in den betroffenen Ländern für einigen Aufruhr sorgen würde, könnte man nur bei Projekten wie Ausstellungen, Filmreihen, Lesereisen etc. sparen, für die jährlich 23 Millionen Mark zur Verfügung stehen. Doch dann, so der Präsident des Goethe-Instituts, Hilmar Hoffmann, „könnten wir gleich dichtmachen“.
Freilich sind nicht nur die Goethe-Institute betroffen, auch der DAAD muß mit elf Millionen Mark weniger auskommen. Das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) in Stuttgart ist ebenso im Visier wie Inter Nationes, die Medienagentur der auswärtigen Kulturarbeit. Auch bei den Auslandsschulen, die mit einem jährlichen Budget von 380 Millionen Mark der größte Posten im auswärtigen Kulturetat sind, ließen sich einige Ausgaben vermeiden.
Natürlich hören sich Kürzungen bei der Kultur erst einmal grausam an. Die Meinung, nun sei es Zeit, Gerhard Schröder an sein Wahlversprechen zu erinnern, er wolle nicht zu Lasten der Kultur sparen, ist in fast allen Feuilletons zu hören.
Doch könnte es nicht sein, daß die Sparpläne für den nötigen Druck sorgen, den gesamtenBereich der auswärtigen Kulturarbeit neu und einheitlich zu organisieren? Immerhin zeigten die Skandale und Skandälchen, daß die Institutionen in einem eigenen, abgedichteten, wenig hinterfragten Kosmos agieren. Zunächst mußte etwa bei der ifa deren Generalsekretär Klaus Daweke wegen Günstlingswirtschaft, sexueller Belästigung von Mitarbeiterinnen und Veruntreuung von Steuergeldern von seinem Amt zurücktreten. Politisch instinktlos wurde dann Philipp Jenninger als neuer Chef ins Gespräch gebracht. Zuletzt sorgte im Januar ein Bericht des „SZ-Magazins“ für Aufregung, in dem den Goethe-Instituten ähnlich Günstlings- und Mißwirtschaft nachgewiesen wurde. Konzeptentwicklung und Prioritätensetzung dürfen auch dem Kulturapparat nicht erspartbleiben.
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