■ Streiken lohnt sich also doch: Erfolgreicher Arbeitskampf in Lothringen
Paris (taz) – Gestern morgen machte der koreanische Konzern Daewoo, der zuvor gedroht hatte, das komplette Werk zu schließen, den Streikenden akzeptable Angebote. Ab Montag läuft die Produktion wieder. Daewoo sagte zu, die umstrittene „no division“ aufzulösen. In jene Strafabteilung waren Arbeiter versetzt worden, die durch Arbeitsunfälle und lange Krankheiten ausgefallen waren oder innerbetrieblich den Mund „zuweit“ aufgemacht hatten. Dort mußten sie Rasen mähen oder unter Aufsicht untätig sein. Daewoo wird außerdem die Monatslöhne um 300 Francs erhöhen sowie künftig die tarifvertraglichen Pausenzeiten einhalten.
Die Arbeiter des Unternehmens erhielten bislang Löhne, die noch unterhalb des ohnehin niedrigen Niveaus in Lothringen lagen. In der Region herrscht seit der Stahlkrise in den 70er Jahren Massenarbeitslosigkeit. Angezogen von hohen französischen und EU-Subventionen haben sich zahlreiche internationale Konzerne in dem industriellen Brachland niedergelassen, darunter auch DaimlerChrysler.
Mehrfach hatten die Arbeitsbedingungen in lothringischen Fabriken für Proteste gesorgt. Daewoo, dessen 1994 eröffnetes Bildröhrenwerk Millionensubventionen verschlang, hat einen Eklat in Frankreich vermeiden wollen. Europa ist für den koreanischen Großkonzern mit weltweit 260.000 Beschäftigten ein wichtiger Markt. Einen etwaiger Boykottaufruf gegen seine Mikrowellenherde, Fernseher und Autos wollte Daewoo vermeiden.
Die rund 600 Arbeiter hatten während ihres Streiks erklärt: „Wir arbeiten, um zu leben, nicht umgekehrt.“ In den kommenden Monaten müssen sie jetzt den Lohnabzug für ihre elf Streiktage verkraften. doha
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